Tag der Jogginghose am 21. Januar 2017: Die Jogginghose hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Sie war zeitweise verpönt und ihre Träger wurden verhöhnt. Sie wurde als Proletenhose diffamiert und deshalb von vielen nur noch verschämt in den eigenen vier Wänden getragen. Neuerdings gilt sie wieder als chic und als alltagstauglicher denn je.
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Tag der Jogginghose am 21. Januar 2017
Die Meinungen und Geschmacksfragen gehen diesbezüglich auseinander. Dieses Kleidungsstück lässt keinen Menschen kalt. Nun ließe sich behaupten, dass es sich nur um Kleidung handelt und dass Mode eben darin besteht, dass Trends einander ablösen. Aber wer ist eigentlich dafür verantwortlich, wer bestimmt die Trends? Können wir uns nicht dagegen wehren? Dürfen wir nicht tragen, was wir wollen? Der Tag der Jogginghose hat mit diesen Fragen zu tun.
Der internationale Jogginghosentag
Ins Leben gerufen wurde er von vier Schülern aus Graz in Österreich. Sie kamen Anfang 2009 auf die Idee, ihre Mitschüler dazu zu überreden, am 21. Januar – im Fasching – ohne Ausnahme in Jogginghosen zum Unterricht zu erscheinen. In weiterer Folge verkündeten sie den International Sweatpants Day und verbanden den Tag mit der Forderung nach globaler Anerkennung für diesen Hosentyp.
Die Initiative zog jede Menge Aufmerksamkeit auf sich und fand bald zahlreiche Unterstützer. Am 21. Januar des darauf folgenden Jahres zelebrierten über 100.000 Menschen den Tag und Jahr für Jahr steigt die Zahl. Die Teilnehmer treten mit dem Kleidungsstück überall dort auf, wo es nicht gerne gesehen wird: In der Schule, auf der Universität, im Büro. Vor allem Jugendliche machen mit.
Warum? Ist globale Anerkennung für ein Kleidungsstück wichtig? Hat denn die Hose zuvor ein anerkennungsfreies Leben geführt? Wurde sie nicht insgeheim von den meisten Menschen mit Wertschätzung bedacht? Ja, aber am 21. Januar geht es weniger um die Hose als vielmehr um den Bruch mit Konventionen. Die Hose dient als Symbol. Das ist ein neuer Aspekt in ihrer Geschichte. Aber wie hat die Geschichte angefangen und welchen Verlauf hat sie genommen?
Der Aufstieg der Jogginghose
Ihre Erfindung ist mit dem Namen Émile Camuset verbunden, einem Unternehmer für Sportbekleidung. Er hat vor knapp einhundert Jahren die ersten Hosen dieser Art aus grauem Jersey-Stoff vorgestellt. Sie sollten Sportler warm halten und es ihnen erlauben, sich möglichst frei zu bewegen und ungehindert zu laufen. Um das zu gewährleisten, hatten der Stoff weich und der Schnitt weit zu sein.
Durchgesetzt hat sich die Hose erst ab den 1970er-Jahren. Nun waren die Hosen am Bund und an den Oberschenkeln eng geschnitten, unten hatten sie Schlag. Sie bestanden hauptsächlich aus glänzendem Kunststoff. Zum Verkaufsschlager mutierte die Hose im darauf folgenden Jahrzehnt – allerdings in ihrer ursprünglichen Machart.
Eine traditionelle Jogginghose besteht überwiegend aus weichem Baumwollstoff und ist oben weit und unten schmal geschnitten. Sie ist mit Rippenbündchen am Beinende, elastischem Bund mit Kordelzug und einer kleinen Gesäßtasche versehen. Die zwei Seitentaschen, in die du bequem die Hände stecken kannst, sind nicht immer dabei. Die Farbgebung ist dezent – verschiedene Graustufen, dunkelblau, schwarz, aber stets einfarbig.
Die Jogginghose ist an sich ein unauffälliges Kleidungsstück, das vor allem bequem ist und zum Sport getragen werden soll. Erst in den 1990er Jahren wurden entscheidende Schritte zur Ausweitung des Anwendungsbereichs vollzogen. Zunächst war sie Sporthose, dann Freizeithose, schließlich Alltagshose. Wie konnte das geschehen?
Es war die amerikanische Hip-Hop-Szene, in der plötzlich die Jogginghose aufgetaucht ist. Einige Jahre später wurde der Trend auch in Europa übernommen. Hip-Hop war einmal Teil der Subkultur. Dann wurde Hip-Hop zum Mainstream und damit wurde auch der Kleidungsstil populär und massentauglich. So funktioniert Mode.
Der zeitweilige Abstieg
Auf den Popularitätsaufschwung folgte eine Phase, in der die Hose und der damit assoziierte Schlabberlock regelrecht verachtet wurden. Man beschimpfte sie als Wohlfühlhose. Nicht zuletzt der Fitness-Trend zu Beginn des neuen Jahrtausends und das steigende Modebewusstsein haben dazu geführt, sie auf die Out-Liste zu setzen. Diese Hose betont nicht die Figur, sie ist nicht sexy!
So wurde sie aus dem Alltag, dann aus der Freizeit verbannt, schließlich wurde sie selbst zum Sport nicht mehr getragen. Auch zu Hause war sie nicht mehr gerne gesehen. Wer sie trug, musste sich plötzlich rechtfertigen. Sei es der Partner oder die Partnerin, die kleine Schwester oder der beste Freund – alle schüttelten den Kopf, verdrehten die Augen, als wollten sie sagen: Das trägst du nicht im Ernst, oder? Du willst doch damit nicht etwa runter auf die Straße? Und die Antwort hat vielleicht die Form einer Gegenfrage angenommen: Darf ich denn nicht tragen, was ich will?
Der erneute Aufstieg
Gegen Ende der Nullerjahre wurde die Hose zum Kultobjekt und blieb es bis heute. Die Designer Marc Jacobs und Alexander Wang haben sie auf die Laufstege gebracht. Und dann kamen die vier Gymnasiasten auf ihre Idee. Aber waren es nicht die modebewussten Italiener, die zuerst den Mut fanden, in der Jogginghose auf die Straße zu gehen? Viele Designer holen sich ihre Inspiration bekanntlich von der Straße. Und Trends entspringen meist der Jugend- und Subkultur.
Man darf gespannt sein, wie es mit der Hose und ihrer Akzeptanz weitergeht. Wird sie wieder zu dem, wofür sie ursprünglich gedacht war – zu einem Kleidungsstück für sportliche Tätigkeiten? Bleibt sie cool? Oder wird sie bald von neuem verteufelt?
Der internationale Tag der Jogginghose findet jedes Jahr statt. Hier der Beweis, zumindest für das Jahr 2015: