Lebenserwartung: kleines Baby greift die Hand ihrer Mutter

Durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland

Steigende durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland: Medizinischer Fortschritt, steigender Wohlstand, veränderter Lebensstil, weniger strapaziöse Arbeitsbedingungen, soziale Fürsorge, bessere Hygiene und last but not least ein höheres Bildungsniveau bleiben nicht ohne Auswirkung auf das Lebensalter: Die Deutschen werden immer älter.

Erwartete Lebenserwartung in Deutschland

Die erwartete Lebensdauer für Neugeborene steigt weiter an – eine zweifellos erfreuliche Botschaft. Gemäß den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Sterbetafel 2014/2016) ist neugeborenen Mädchen ein Leben von durchschnittlich 83,2 Jahren beschieden. Jungen werden hingegen nicht so alt – ihre erwartete Lebensdauer beträgt im Schnitt lediglich 78,4 Jahre. Diese Werte bedeuten einen Anstieg gegenüber der letzten Berechnung (2013/2015) – er beträgt zwei Monate.

Die Ermittlung der Lebenserwartung basiert auf Daten der Gestorbenen wie auch auf Angaben zur Altersverteilung in der Bevölkerung. Die Auswertung ergab weiter, dass auch bei der erwarteten Lebensdauer von 65-Jährigen ein statistischer Anstieg zu verzeichnen ist: Demnach können Männer durchschnittlich noch mit einem Leben von 17,10 Jahren rechnen, bei Frauen sind es sogar 21 Lebensjahre. Der Zuwachs fiel hier bei den Männern mit zwei Monaten höher aus als bei den Frauen – letztere kamen nur auf einen Monat verlängerte Lebenszeit.

Keine Frage: Die erwartete Lebensdauer differiert je nach Bundesland – in Baden-Württemberg haben Neugeborene die längste Lebenserwartung. Im Schnitt erreichen Jungen hier ein Alter von 79,6 Jahren, Mädchen leben hingegen 84 Jahre. In Sachsen-Anhalt haben Jungen die geringste Lebenserwartung – sie beträgt lediglich 76,4 Jahre. Demgegenüber haben Mädchen im Saarland die geringste Lebenserwartung – sie beläuft sich auf 82,3 Jahre. Klar erkennbar ist, dass sich die erwartete Lebensdauer in den alten und neuen Bundesländern seit der Wende angeglichen hat: 1991/1993 war noch eine deutliche Differenz hinsichtlich der erwarteten Lebensdauer bei Geburt zugunsten des Westens zu verzeichnen – sie betrug bei den Männern 3,2 Jahre, bei den Frauen 2,3 Jahre. Mittlerweile erreicht die Differenz bei den Männern nur noch einen Wert von 1,3 Jahren, bei den Frauen hat sich der Unterschied praktisch gen Null entwickelt. Die Gründe für diese positive Entwicklung sind schnell gefunden: Statistikern zufolge sind eine verbesserte medizinische Versorgung in den neuen Ländern wie auch das damit einhergehende höhere Niveau der allgemeinen Lebensbedingungen für diesen Umstand ausschlaggebend.

Lebenserwartung: Deutschland im internationalen Vergleich

Wie du gerade erfahren hast, ist die erwartete Lebensdauer in Deutschland gestiegen, was nichts anderes bedeutet, dass die Menschen in Deutschland immer älter werden. Doch was bedeutet dies im internationalen Vergleich? Hier zeigt sich demgegenüber, dass Deutschland in puncto erwartete Lebensdauer – zumindest innerhalb der Industriestaaten – ganz hinten liegt: Gemäß einer Studie, welche im „British Medical Journal“ veröffentlicht wurde, verglichen Forscher der „University of Southern California“ sowie der „Princeton University“ die Lebenserwartung von Einwohnern aus 18 Industriestaaten. Mit einer erwarteten Lebensdauer von lediglich 80,6 Jahren ist Deutschland auf dem vorletzten Platz gelandet – vor den USA. Deutschland trennen ganze vier Jahre vom Erstplatzierten.

Wer rangiert denn auf dem ersten Platz in puncto erwartete Lebensdauer oder anders formuliert: Wo leben die Menschen am längsten? Die Antwort lautet: In Japan – in Japan leben die Menschen im Schnitt fast vier Jahre länger. Die durchschnittlich erwartete Lebensdauer beträgt in diesem asiatischen Land 84 Jahre, womit es im internationalen Vergleich den ersten Platz einnimmt. Dahinter belegt die Schweiz Platz zwei mit 83 Jahren. Auf dem dritten Platz folgen Spanien und Australien – sie teilen sich diesen Platz mit 82,7 Jahren. Den vierten Platz belegen Italien und Norwegen mit 82,3 Jahren. Auf dem fünften Platz sind sowohl Frankreich als auch Schweden zu finden – in diesen beiden Ländern werden die Menschen im Schnitt 82,2 Jahre alt. Die drei Industrieländer mit der niedrigsten erwarteten Lebensdauer sind – neben Deutschland – Dänemark (80,7 Jahre) und die USA. Letztere nehmen mit lediglich 78,9 Jahren den letzten Platz ein.

Sicherlich möchtest du jetzt erfahren, weshalb Deutschland so schlecht abschneidet. Die Wissenschaftler führen das schlechte Ranking in der Studie auf den Lebensstil der Deutschen zurück, wie Domatos Jasilionis (Max-Planck-Institut) konstatiert. Verglichen mit anderen Ländern hätten die Deutschen häufig Übergewicht, außerdem seien Trink- und Rauchkonsum zu hoch. In der Folge verkürze sich die erwartete Lebensdauer via Leberschäden oder Krebs. Als „Hauptschuldige“ für die im Vergleich zu anderen Industriestaaten bemerkenswert schlechte Lebenserwartung hierzulande werden die Herren der Schöpfung ausgemacht. Kaum zu glauben, dass die erwartete Lebensdauer der Männer mit einem Alter von 65+, welche ein hohes Einkommensniveau verzeichnen, in allen anderen wohlhabenden Industrienationen höher als in Deutschland ist. Abgesehen davon gehört Deutschland im weltweiten Vergleich dennoch zu den Ländern, welche die höchste erwartete Lebensdauer aufweisen. Und damit noch nicht genug: Durch wissenschaftliche Fortschritte, beispielsweise in der Kardiologie, ließe sich laut Experten die erwartete Lebensdauer der Deutschen künftig noch steigern.

Die Deutschen schätzen ihre Lebenserwartung oft falsch ein

Interessant ist auch, dass die Menschen hierzulande die steigende Lebenserwartung gar nicht bemerken – sie schätzen ihre erwartete Lebensdauer offenbar falsch ein. Die Deutschen leben länger – länger, als sie selbst vermuten: Im Schnitt sind es etwa sieben Jahre mehr Lebenszeit als gedacht – dies zeigen wissenschaftliche Studien. Welche Folgen hat die steigende Lebenserwartung? Dieser Frage gehen die Deutschen Versicherer (GDV) nach, indem sie zur Schärfung des Bewusstseins beitragen wollen und das Augenmerk verstärkt darauf lenken wollen, dass die Menschen hierzulande immer älter werden.

Demgemäß hat sich die GDV-Kampagne „7 Jahre länger“ auf die Fahnen geschrieben, zur bestmöglichen Nutzung der „gewonnenen Zeit“ beizutragen. Zu den Eigenschaften eines „typischen Deutschen“ scheint der Begriff „optimistisch“ eher nicht zu gehören – letzterer würde wohl kaum zu den zehn meist genannten Begriffen gehören. Diese Vermutung bestätigt sich in einer Forschungsstudie, welche im Ergebnis belegt, dass die Deutschen bei der Einschätzung ihrer erwarteten Lebensdauer deutlich danebenliegen – sie unterschätzen diese erheblich. Dabei unterscheiden sich die Geschlechter nicht: Gemäß der Studie des „Munich Center for the Economics of Aging“ (MEA) aus dem Jahre 2012 waren die befragten Frauen der Meinung, ihre Lebenserwartung belaufe sich im Schnitt auf 80 Jahre (genau 80,3 Jahre). Die Männer vermuteten demgegenüber im Schnitt nur rund 76 Jahre (genau 75,8 Jahre).

Die realen Zahlen zur durchschnittlich erwarteten Lebensdauer des Statistischen Bundesamts zeigen, wie weit beide Geschlechter mit ihren Einschätzungen seiner Zeit wirklich danebenlagen, wenn die durchschnittlich erwartete Lebensdauer bei Frauen 87,4 Jahre und bei Männern 82,2 Jahre betrug. Rund sieben Jahre lagen somit beide Geschlechter daneben. Dieses Phänomen, dieser Pessimismus, ist offenbar kein deutsches Phänomen – dies zeigt eine Untersuchung aus dem Jahr 2015 der „University of California“ (San Francisco): Demnach fällt Menschen die korrekte Einschätzung ihrer (statistischen) Lebenserwartung prinzipiell schwer. Warum ist dies so? Einerseits erweist sich die Tatsache, dass den Menschen ein immer längeres Leben beschieden ist, als relativ neues Phänomen: So betrug die erwartete Lebensdauer in Deutschland für neugeborene Jungen Ausgang des 19. Jahrhunderts lediglich 45 Jahre, bei Mädchen waren es ca. 50 Jahre. Ein rasanter Anstieg des Lebensalters stellte sich erst im 20 Jahrhundert ein. Die eigene Wahrnehmung hält mit dem Tempo der aktuellen Entwicklung „gefühlt“ nicht mit. Andererseits beziehen sich Menschen bei der Einschätzung ihrer eigenen erwarteten Lebensdauer nicht selten auf das Sterbealter ihrer nächsten Verwandten. Dieser Bezug führt aber nicht selten in die Irre, denn jede Generation hat ihre eigenen Lebensbedingungen und damit die Chance auf ein möglichst langes Leben!

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