Schlaf gut, Deutschland – Studie zeigt, wie gut die Deutschen wirklich schlafen
Die Mehrheit der Deutschen schläft gut. Eine Studie der „Techniker Krankenkasse“ (kurz: TK), die mit dem „Forsa-Institut“ erstellt wurde, zeigt, dass zwei von drei Erwachsenen zufrieden mit der Schlafqualität sind. Deutsche, die jedoch flexible Arbeitszeiten haben oder im Schichtdienst tätig sind, gaben an, immer wieder Schlafprobleme zu haben. Die Ergebnisse der Studie haben auch gezeigt, dass Ostdeutsche und Frauen schlechter als Männer und Westdeutsche schlafen; rund 24 Prozent kommen zudem gar nicht auf die sechs Stunden Schlaf, die von den Gesundheitsexperten empfohlen werden. Der Grund? Beruflicher Stress. Nun will ein Experte dafür sorgen, dass die Unternehmen umdenken.
Wie lange schläfst du pro Nacht?
„Rund 40 Prozent sind der Meinung, dass beruflicher Stress die Hauptursache ist, warum sie nicht ausreichend Schlaf finden“, so Peter Wendt von der „Technischen Krankenkasse“. All jene, die unregelmäßige Arbeitszeiten haben, schlafen deutlich weniger. Jeder zweite Berufstätige – rund 48 Prozent – schlafen länger als sechs Stunden/Tag. Von den Flex-Beschäftigten schafft das nur jeder dritte Deutsche. Besonders besorgniserregend: 17 Prozent kommen nicht einmal auf vier Stunden Schlaf. Das sind – bezugnehmend auf alle Befragten – 7 Prozent. Deutsche, die einer unregelmäßigen Beschäftigung nachgehen, bewerteten die Schlafqualität zudem seltener als „gut“ oder „sehr gut“. Kommst du auf mindestens sechs Stunden Schlaf? Wenn nicht, solltest du dich mit den Folgen auseinandersetzen: Verdauungsprobleme, Übergewicht und auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Gesundheitsexperten und Forscher empfehlen mindestens sechs Stunden Schlaf/Tag. 54 Prozent der Befragten, die unzufrieden mit der Schlafqualität seien, gaben an, Muskelverspannungen zu haben. Im Vergleich: 35 Prozent der Deutschen, die mit der Schlafqualität zufrieden waren, gaben an, hin und wieder unter Muskelverspannungen zu leiden. Ein weiterer Punkt, der vor allem Experten störe: 30 Prozent der Deutschen seien sogenannte Flex-Beschäftigte. Internationale Märkte und die Digitalisierung würden die Arbeitswelt und somit auch die Anforderungen an die Arbeiter verändern.
Im Osten schläft man deutlich schlechter
Eine schlechte Schlafqualität hat natürlich auch Auswirkungen auf die Psyche. Schlechte Laune ist also vorprogrammiert. So sind Schlechtschläfer drei Mal häufiger gereizt als jene Menschen, die eine angenehme Nachtruhe hatten. Zudem fühlen sich Schlechtschläfer häufiger niedergeschlagen und erschöpft. Sie haben auch immer wieder Probleme mit dem Einschlafen. Es ist und bleibt – so die Ergebnisse der Studie „Schlaf gut, Deutschland“ – ein Teufelskreis. Vor allem leiden Frauen und Ostdeutsche unter Schlafproblemen. Die Studie konnte auch belegen, dass auch der sozio-ökonomische und der berufliche Status verantwortlich seien. So gab jede dritte Frau an, nur bei den leisesten Geräuschen wach zu werden – in der Gruppe der Männer waren es gerade einmal 13 Prozent. Zudem verspüren Frauen auch häufiger das Bedürfnis eines Mittagsschlafes und fühlen sich zudem nicht ausgeruht, nachdem sie aufgewacht sind. Interessant ist das Ost-West-Verhältnis: Menschen, die in Baden-Württemberg leben, gaben an, sie würden keine Probleme mit dem Einschlafen haben – lebst du in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen, so bist du vielleicht einer von fünf Deutschen, die Schlafprobleme haben.
Chefs müssen zu Vorbildern werden
Schlechter Schlaf hat vor allem finanzielle Konsequenzen – einerseits für Unternehmen, andererseits für das Gesundheitssystem. „Wir unterschätzen immer wieder die Kosten, die durch schlechten Schlaf entstehen“, so der TK-Vorstandschef. „Die Kosten werden steigen, weil immer mehr Menschen in Berufen sind, die ungewöhnliche Arbeitszeiten mit sich bringen.“ Die Krankenkasse errechnete die Zahl jener Versicherten, die aufgrund psychisch bedingter Schlafprobleme im Krankenstand waren – eine Zahl, die sich seit dem Jahr 2010 um sagenhafte 90 Prozent erhöhte. „Deutschland braucht einen Kulturwandel“, so Utz Niklas Walter („Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung“). „Menschen, die länger schlafen, werden immer wieder als sogenannte Langschläfer verspottet. Aber jene Menschen, die nur wenig Schlaf bekommen, kaum Pausen machen und immer da sind, die werden gelobt“, kritisierte Walter. „Es muss ein Umdenken stattfinden. In diesem Fall müssen die Führungskräfte zu Vorbildern werden. Sie müssen pünktlich die Arbeit niederlegen, nach Hause gehen und mitunter auch über Ruheräume nachdenken.“
Tipps und Tricks
Doch nicht nur Unternehmer können die Situation verbessern – auch die Betroffenen können dafür sorgen, dass sich die Schlafqualität verbessert. Umstände und Gewohnheiten, die einen gesunden Schlaf fördern, werden als Schlafhygiene bezeichnet. „Viele Dinge können wir nur ganz schwer beeinflussen. Dazu gehört etwa der Straßenlärm. Auch der schnarchende Partner ist immer wieder ein Thema. Die Studie hat aber auch eindrucksvoll gezeigt, dass nur kleine Lebensstilveränderungen notwendig sind, um die Schlafqualität zu verbessern“, so Walter. 41 Prozent klagten über eine zu hohe Zimmertemperatur, 15 Prozent gaben an, koffeinhaltige Getränke würden zu Einschlafproblemen führen und 23 Prozent konsumierten – meist kurze Zeit vor der Nachtruhe – zu schwere Mahlzeiten. 7 Prozent gaben an, auch im Schlafzimmer sei das Smartphone immer in Griffnähe – so etwa unter dem Kopfkissen oder auf dem Nachttisch. Folgende Tipps solltest du daher beachten: Zimmertemperatur drosseln, vor der Nachtruhe den Raum lüften, keine schweren Mahlzeiten, Smartphone abdrehen (Flugmodus) und auf koffeinhaltige Getränke verzichten.
Im Zuge der Studie „Schlaf gut, Deutschland“ wurde ein bevölkerungsrepräsentativer Querschnitt aus in Deutschland lebenden Erwachsenen befragt. Das Meinungsforschungsinstitut „Forsa“ führte die Befragung im Auftrag der „Technischen Krankenkasse“ durch. Die Studie wurde am 15. November 2017 in Berlin präsentiert.