Meditation lernen: Kann auch ich das? Wäre das etwas für mich? Auch ich habe mir diese Frage schon häufiger gestellt. In diesem Beitrag erzähle ich dir von meinem 40-tägigen Selbstversuch.
Meditation lernen: Erfahrungen durch einen Selbstversuch
In meiner Ausbildung zur Yogalehrerin war Meditation lernen ein zentrales Thema. Obwohl ich bewusst eine Schule gewählt hatte, in der der Schwerpunkt auf dem körperlichen Aspekt des Yoga gelegt wurde, war das Thema Meditation lernen allgegenwärtig. Aber bevor ich weiterschreibe: Mein Name ist Jasmin Novak und ich bin lizenzierte Yogalehrerin. Zum Yoga bin ich eher zufällig gekommen und heute begleitet es mich täglich.
Selbstverständlich wurden uns in der Yoga Ausbildung verschiedene Meditationstechniken aufgezeigt und ja, wir haben jede einzelne in der Gruppe geübt.
Meditation lernen: Jetzt war die Chance da, Erfahrungen zu sammeln
Eine Ausbilderin fragte mich irgendwann, ob ich denn selbst zuhause meditieren würde, was ich sofort verneinte.
„Warum nicht?“ fragte sie weiter, eine Augenbraue nach oben gezogen. Ich traute mich nicht ehrlich zu antworten, was ich dachte. Ich hätte ihr wohl kaum sagen können, dass meditieren uncool ist und ja nur spirituelle Freaks machen, die zu viel Zeit haben.
„Ich habe einfach keine Zeit dafür“, antwortete ich stattdessen mit einem entschuldigenden Achselzucken.
Ich hätte wissen müssen, dass diese Ausrede natürlich nicht zählt. Sie war ganz klar der Meinung, dass jeder Mensch 10 min am Tag übrig hätte, mich eingeschlossen. Selbst stehe sie sogar früher auf, um diese Zeit zu haben. Für Facebook sei ja die Zeit schließlich auch da!
Ja klar, dachte ich. Ich arbeite in drei Fitness-Studios als Group Trainer, meine Tochter ist noch im Kindergarten, die Prüfung als Yogalehrer steht mir noch bevor und ich mag es nicht, wenn die Wohnung unordentlich ist. Nebenbei habe ich auch noch einen Mann, der mich noch gerne zu Gesicht bekommen würde. Als Trainer arbeitest du ja meistens dann, wenn andere Feierabend haben. Das Letzte, was also auf meiner To-Do-Liste stand, war meditieren.
Meditation lernen: Die Wette
Wir schlossen trotzdem eine Wette ab. Ich sollte es einfach ausprobieren, Erfahrungen sammeln und als angehende Yogalehrerin dem Thema gegenüber offen sein. Also würde ich ab jetzt für 40 Tage am Stück jeden Tag 10 min meines Lebens dem Thema “Meditation lernen und praktisch umsetzen” opfern und schauen, wie es mir dabei geht. Nach diesen 40 Tagen wäre es wie Zähneputzen. „Du hast sicher auch 10 min am Tag für Facebook“, meinte die Dame noch grinsend. “Verdammt, jetzt hat sie mich!” dachte ich mir noch so. Vielleicht hätte ich sie doch nicht auf Facebook adden sollen. Aber was soll’s …
Durch den Versuch wollte ich für mich herausfinden, ob ich Meditation lernen kann und vor allem, ob sich tatsächlich etwas verändert oder ob es doch einfach nur uncool ist. Schon 2 Tage später ging es los.
Meditation lernen: Ich begann mit dem bewussten atmen
Ich begann mit der für mich sinnvollsten Methode: Den Atem beobachten! Man atmet gleichmäßig ein und aus. Um die Konzentration halten zu können, werden die Atemzüge gezählt. Bei 10 beginnt man von vorne.
Ich habe es oft nur bis 5 geschafft, wenn überhaupt. Meine Gedanken kreisten um alles mögliche. Stellenweise hab ich mich auf einmal bei 15 erwischt! Ein ganz klarer Beweis dafür, dass ich mit den Gedanken wieder woanders war. Es heißt immer so schön, dass man auftauchende Gedanken wie Wolken am Himmel vorbeiziehen lassen soll. Tja, auch das war für mich ein Gedanke. Ich sah nur noch Wolken auf hellblauem Hintergrund…Nervige Wolken…
Also wieder von vorne zählen. Ich war nach der ersten Woche wirklich entsetzt darüber, wie viel eigentlich in meinem Kopf hin und her hüpft. Es gibt diesen Begriff, der sich Affengeist nennt. Durch meine Mediatationsversuche habe ich wirklich verstanden, was er bedeutet.
Meditation lernen und die Ungeduld
Nach 10 Tagen wurde ich ungeduldig. Durch Meditieren soll man seine Gedankenmuster erkennen und verstehen und diese dadurch verändern können. Man durchbricht alte Muster und bekommt so die Möglichkeit, ein besserer Mensch zu werden. Aber wie bitteschön soll das funktionieren, wenn ich immer nur Atemzüge zähle? Anstatt diese innere Ruhe zu empfinden, wurde ich eher unzufrieden. Also fragte ich meine Ausbilderin, was ich denn falsch mache? „Nichts“, sagte sie. „Der Weg ist das Ziel. Wie willst du denn einen klaren Gedanken fassen, wenn du dich nicht mal für ein paar Minuten auf deine Atemzüge konzentrieren kannst?“ Ich wusste, dass sie recht hatte. Aber ich hatte nur noch 30 Tage unserer Challenge und bildete mir ein, bis dahin meditieren können zu müssen.
So zählte ich weiter meine Atemzüge und wurde tatsächlich entspannter! Ich fühlte mich ausgeglichener und etwas cooler, da ich jetzt ja meditiere! Hatte ich es jetzt gelernt?
Ich ließ zu, dass meine Gedanken schweifen. Ich konnte mich jetzt schließlich auf meinen Atem konzentrieren. Bis ich doch feststellen musste, dass ich auf meinem stolzen Weg falsch abgebogen war. Ich habe nicht meditiert, sondern nachgedacht. Allerdings nicht im positiven Sinne. Ich habe nachgedacht über alles, was mir in den Sinn kam und anstelle von vorüberziehenden Wolken versuchte ich irgendwelche Verhaltensmuster zu brechen, die ich vor lauter Nachdenken gar nicht verstanden hatte. Der Affengeist hatte sich zurückgemeldet und ich hatte definitiv genug Gedankenbananen, um ihn zu füttern.
Es ist sicher nicht schwer zu erraten, dass ich am nächsten Tag wieder brav angefangen habe, erneut zu zählen. Das fiel mir nicht leicht. Es ist ja nicht nur dieser Meditationsversuch an sich. Es ist die Zeit, die man sich tatsächlich dafür nehmen muss. Zeit, von der du nicht weißt, ob du sie richtig nutzt.
Meditation lernen: Kontinuität zahlt sich aus
Unter der Woche ging es noch ganz gut, sich die 10 min zu nehmen. Mein Mann ging zur Arbeit und die Tochter in den Kindergarten. Dieser Rhythmus war an den Wochenenden natürlich nicht gegeben. Also blieb mir nichts anderes übrig, als die Familie einzuweihen, damit ich auch ganz sicher meine 10 min ungestört haben könnte. Die nächsten Tage machte ich noch immer keine Fortschritte. Wenn ich da so saß, mit geschlossen Augen, die Aufmerksamkeit auf meinen Atem gelenkt, nickte ich des Öfteren einfach ein. Nun kam ich definitiv an den Punkt, an dem ich alles hinschmeißen wollte. Immerhin hätte ich sicherlich mehr davon, mich einfach 10 min in mein Bett oder aufs Sofa zu legen. Aber auch das scheint eben eine Hürde zu sein. Durch die innere Ruhe, die einkehrt, entspannt man sich eben. Die Meditation zu erlernen und umzusetzen bedeutet aber, die Konzentration dynamisch zu halten. Ich hatte schon viel zu viel Zeit investiert, um jetzt aufzugeben. So vergingen die Tage und ich gewöhnte mich immer mehr daran, mich jeden Tag aufs Neue zu konzentrieren. Manchmal ging es besser und manchmal eben schlechter.
Im Beitrag “So wirkt Meditation auf den Körper” kannst du weiterführende Informationen zu diesem interessanten Thema finden.
Meditation lernen: Es ging auf die Zielgerade und dann wieder an den Start
Ich hielt die 40 Tage tatsächlich durch, was ich stolz meiner Ausbilderin verkündete. „Toll!“ lobte sie mich, „Dann kannst du jetzt ja auf 20-30 min gehen!“ Mir war irgendwo klar, dass sie genau das sagen würde. Also bin ich auf 20 min gegangen. Bis heute. Ich schaffe es zeitlich wirklich nicht auf 30 min zu gehen. Aber ist das denn wichtig? Für mich ist es das nicht. Ergibt das einen Sinn? Für mich schon! Ich kann es nicht erklären, aber ich habe durch mein langweiliges, uncooles Atemzählen einiges über mich selbst gelernt. Ich weiß jetzt besser, wer oder was mir guttut. Ich habe mich von manchen Dingen gelöst oder sogar von manchen Personen distanziert, die mir einfach nicht gutgetan haben. Ich habe mehr ein Gefühl dafür entwickelt, wie es mir und meinem Körper geht und fühle mich nach der Meditation erholt, als hätte ich einen Powernap hinter mir. Ich schaffe es, mich leichter zu konzentrieren und bei einer Sache zu bleiben. Ich beruhige mich schneller. Zugegeben, an manchen Tagen (z. B. Wochenende) nehme ich mir diese Zeit nicht. Aber ich schaffe es ohne Problem 4-5 mal in der Woche. Das reicht mir, um die positiven Effekte wahrnehmen zu können. Mehr Zeit für Facebook habe ich nicht aufbringen müssen. Den Account habe ich nämlich gelöscht. Es hat mir einfach zu viel meiner Zeit genommen.
Super Beitrag.
Ich habe auch mit Meditation angefangen und stoße auf die gleichen Schwierigkeiten wie Ungeduld.
Auch versuche mir es täglich in den Tag einzubauen und dranzubleiben.
Wäre spannend zu erfahren wie du drangeblieben bist und wie du bei der Meditation vorangeschritten bist.
Viele Grüße
Andreas ☺