Was ist ein Mantra? Begriffserklärung und Definition: Mantren entstammen ursprünglich dem buddhistischen Kontext. Sie gelten als uralte heilige Formeln, die meist aus geheimnisvollen Silben ohne erkennbaren Sinn bestehen. Diese spirituellen Formeln rezitieren viele Buddhisten bis heute unablässig.
Was ist ein Mantra?
Die Tibeter drehen Gebetsmühlen, in deren Innerem eng beschriebene Mantrenrollen zu finden sind. Sie hängen Gebetsfahnen mit Mantren in den Wind, damit die Gebete weithin in den Himmel getragen werden. Im Buddhismus erlangen die Menschen so ein gutes Karma. Zugleich profitieren auch andere von den segensreichen Sprüchen, die mit dem Wind ins Universum getragen werden.
Die Wirkung von Mantren
Die Wirkung von Mantren tritt auf mehreren Ebenen ein. Zunächst haben Mantren eine spirituelle Wirkung. Sie werden bestimmten buddhistischen Gottheiten zugeschrieben und stellen somit eine heilige Anrufung dieser Gottheiten dar. Üblicherweise unterschied man im Buddhismus heilige Mantren mit allgemeiner Nutzungsbreite von solchen, die im Rahmen einer religiösen Zeremonie von einem Lehrer an dessen Schüler gegeben wurde.
Eines der bekanntesten tibetisch-buddhistischen Mantren ist das “Om Mani Peme Hung”. Auch wenn diese heilige Formel vielfach mit “Oh du Juwel in der Lotusblüte” übersetzt wird, ist es eigentlich unübersetzbar. Jede heilige Silbe bedeutet etwas für sich. Ihr wird daher eine eigene Farbe zugewiesen, um die tiefere Bedeutung aller Silben und des daraus gebildeten Mantras zu verdeutlichen. Dieses Mantra ist Avalokiteshvara zugeordnet, dem Bodisattva des Mitgefühls. Wer es rezitiert, ist sich der Übung des Mitgefühls als spiritueller Übung bewusst. Der reine Klang solcher Mantren bewirkt aber auch weitere Effekte.
Zum einen wird der Geist auf das Mantra fokussiert, statt sich mit unnützen Gedankenschleifen zu befassen. Zum anderen kann das Rezitieren von Mantren den Geist beruhigen und in eine meditative Stimmung versetzen. Daher werden in den buddhistischen Klöstern oft Gebete und Mantren rezitiert, um die anschließende Meditationssitzung einzuleiten. Die Konzentration auf das Meditationsthema ist dann tiefer. Die einsgerichtete Konzentriertheit eines ruhigen Geistes ist wichtig, um die verschiedenen Stadien der Meditation zu erreichen.
Die Bedeutung von Mantren im Leistungssport
Der Einsatz mentaler Techniken und das Erzielen höchster Konzentration sind auch im Leistungssport wichtig. Auch darum werden Affirmationen oder sportspezifische Mantren immer wichtiger. Der Begriff des Mantras wird hier in einem profanen Zusammenhang benutzt, um ähnliche Effekte zu erzielen. Ein Mantra ist mehr als nur eine positive Affirmation. Seine Wirkung geht tiefer, wenn es zu dem Sportler passt. Sport-Mantren wirken wie Selbstsuggestionen, die – verbal auf den Punkt gebracht – ungenutzte Energiepotenziale mobilisieren sollen. Oftmals stehen leistungsbereite Sportler vor dem Problem, sich durch Psycho-Taktiken des Gegners zermürben zu lassen.
Mantren können helfen, die eigenen Ziele im Auge zu behalten. Sie können helfen, sich zu konzentrieren und ein verloren geglaubtes Tennisspiel zu drehen. Bei einem Marathonlauf kann ein Sportmantra dabei helfen, ein Schwächeln auf halber Strecke zu überwinden. Es kann neue Motivationsschübe vermitteln und frische Energien freisetzen. Mantren wirken gleichermaßen auf der Ebene des Bewusstseins und der des Unterbewusstseins. Sportmediziner sprechen von einem verbalen Placebo-Effekt. Vieles wird über unbewusste und unterbewusste Gedanken gesteuert oder blockiert.
Bei extremen Leistungsanforderungen sind unkontrollierte Gedankenflüsse oder Ablenkungen durch das Publikum hinderlich. Mit leistungsfördernden Gebetsformeln im Kopf können Athleten beides abschalten. Ein Läufer kann fokussiert und wie in Trance seine Marathonstrecke laufen. Er ist in der Lage, Schmerzen und Zurufe aus dem Publikum auszublenden, um sich voll und ganz auf sein angestrebtes Ziel zu konzentrieren.
Die Mantren weltbekannter Sportler
Viele weltbekannt gewordene Sportler haben ihre Erfolge auf ein persönliches Mantra zurückgeführt. Mantren sind eine Form des mentalen Trainings, das heute immer mehr an Bedeutung gewinnt. Unbedingter Siegeswille und hartes Training alleine tragen Sportler nicht ans Ziel. Es braucht zusätzliche Motivationsschübe. Vom finnischen Laufsportler Paavo Nurmi (1897-1973) wird überliefert, dass er sich mit dem Mantra “All that I am, I am because of my mind” motivierte. Er wusste, dass sein Geist wichtig wurde, wenn die Beine versagen wollten.
Ultra-Marathonläufer Scott Jurek rezitiert bei aufkommenden Schmerzen sein Mantra “This is what I came for”. Er bezieht sich damit auf den Preis, den sein Siegeswillen kostet. Extremsportler Dean Karnazes motiviert sich mit dem Spruch “Einen Fuß vor den anderen setzen.” Viele Mantren klingen banal. Doch sie appellieren an den Willen, es zu schaffen. Leistungssportler wollen Grenzen überwinden, etwas Großes bewegen und über sich hinauswachsen. Mantren und mentales Training stellen erlaubtes Gehirndoping dar. Sie können Motivations- und Hormonschübe bewirken.
Wie finden Sportler zu ihrem Mantra?
Wirkungsvolle Mantren müssen etwas im Sportler bewegen können. Entscheidend ist, wofür der Sportler sie einsetzen möchte. Möchte er Schmerzen, Gedankenketten oder Frustrationen unterdrücken? Möchte er das Publikum oder die Wettbewerbsgegner ausblenden, um sich vollkommen auf sich selbst zu fokussieren? Möchte er einen Energieschub erreichen? Das sind Fragen, die jeder vor der Wahl seines Sportmantras beantworten sollte. Eine schwache Mentalformel bewegt nichts. Ein starker Motivationssatz bewirkt etwas. Es schafft geistigen Raum und vermittelt Energien. Er blendet Störendes aus und fokussiert den Geist. Vor allem aber müssen Mantren auf das Unterbewusste einwirken können.
Mit einem starken Spruch kann ein Sportler seine Leistungsgrenzen leichter überwinden. Er kann leichter durchhalten, wenn es schwierig wird. Um ein passendes Sportmantra zu finden, sollte ein Sportler sich gut kennen. Er muss wissen, was ihn verzweifeln lässt. Er muss erkennen, was ihn antreibt und wofür er bereit ist, sich weiter zu schinden. Manche gestalten ihre Mantren, indem sie auf die Belohnungen am Ziel hinweisen. Andere wählen ihre Motivationsformeln mit Bezug auf Idole. Einige Mantren erinnern vielleicht an außergewöhnliche Trainingsleistungen.
Die Kraft und Magie der Gedanken
Gedanken können motivieren oder Leistungen blockieren. Wer denkt “Ich schaffe das sowieso nicht”, hat schon verloren. Wer sein Sportmantra einsetzt, um den Geist auf eine Leistungssteigerung umzustimmen, kann diese erreichen. In diesem Sinne richtet sich das gewählte Sportmantra vielleicht an das Höhere Selbst. Es ist insofern dem spirituellen Mantra nicht unähnlich. Mantren fungieren im Sport als Energieträger. Sie haben kein reales Gewicht, können aber als geistiges Schwergewicht eine magische Wirkung entfalten.
Die gebetsmühlenartige Wiederholung des gewählten Mantras lehnt sich ebenfalls an die Mantren der Tibeter an. In welcher Sprache ein Athlet sein Mantra verinnerlicht, spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass das Mantra nicht nur über den Klang der Worte wirkt, sondern durch assoziative Verbindungen zum Sportler oder seinen angepeilten Zielen tiefere Gedankenebenen stimulieren kann. Negative Formulierungen verbieten sich daher automatisch.
Fachleute wissen, dass schon der reine Klang eines Mantras eine Wirkung auf unser Gehirn entfalten kann. Es geht bei den buddhistischen Mantren nicht um das reale Verstehen ihres Sinngehalts, sondern um intuitives Erfassen und die spirituelle Verbindung mit einer Höheren Macht – nämlich der Gottheit, der das Mantra gewidmet ist. Ähnlich können die Mantren der leistungsbereiten Athleten wirken. Hier ist die Verbindung zum “Gott des Sieges” allerdings eher im übertragenen Sinne zu verstehen. Es bedarf keiner Religiosität, um sich zu diesem Gott hingezogen zu fühlen.