Yoga und Pilates: Die Unterschiede! Yoga-Asanas und Pilates-Übungen haben einiges gemeinsam. Anderes trennt sie. Du kannst diese beiden Bewegungsarten ergänzend nutzen, doch sie haben einen unterschiedlichen Hintergrund. Viele Yoga-Richtungen haben eine spirituelle Komponente, Pilates hingegen nicht.
Yoga und Pilates: Die Unterschiede
Wegen der Gemeinsamkeiten gibt es Bücher über “Yogilates”. Yoga-Kurse werden hierzulande oft auf die damit verbundenen Asanas reduziert. Das komplexe Gedankengebäude, das dahinter steht, wird in vielen Yoga-Kursen nicht beachtet.
Wer sich bei einem Pilates- oder Yoga-Kurs anmeldet, stellt Gesundheitsvorsorge, Entspannung, bewusste gymnastische Übungen oder die Steigerung seines Wohlbefindens in den Mittelpunkt. Ein Grund für den großen Zulauf beider ist, dass sie bis ins hohe Alter ausgeführt werden können.
Pilates und Yoga: Unterschiede in Grundgedanken und Zielen
Der Grundgedanke von Yoga-Asanas liegt in einer kontrolliert ausgeführten Bewegung. Bei dieser steht die Konzentration ebenso im Fokus, wie die Atmung. Der meditative Aspekt ist beim Yoga-Üben wichtig. Ziel von Yoga-Übungen ist es, einen Einklang zwischen Körper und Seele zu erzeugen. Dabei ist zu beachten, dass Yoga-Asanas nur einen kleinen Teil der indischen Yoga-Philosophie darstellen. Der größere Teil ist das dahinter stehende Gedankengebäude, das auch Reinigungs- oder Ernährungskonzepte beinhaltet. Der indische Yoga Weg ist eine Lebensphilosophie. Yoga-Übungen nur auf die Asanas zu reduzieren, wird dem dahinter stehenden Gedankengebäude nicht gerecht.
Bei Pilates-Training geht es “nur” um körperliche Übungen. Diese werden ähnlich kontrolliert und bewusst ausgeführt wie Yoga-Asanas. Pilates-Übungen dienen jedoch allein dem körperlichen Wohlbefinden. Sie sollen mehr Körperbewusstsein erzielen und dienen dem Gesund Erhalt des Körpers. Seelische oder geistige Aspekte hat Pilates-Training nicht.
Unterschiede in der Atemtechnik
Eine Unterscheidung zwischen Yoga- und Pilatesübungen liegt in der Atemtechnik. Beim Yoga-Üben ist eine tiefe Bauchatmung essenziell. Bei allen Yoga-Asanas wird die körperliche Übung durch die tiefe Bauchatmung begleitet. Geatmet wird nur durch die Nase. Die Übungen sollen fließend, entspannt und meditativ ausgeführt werden. Der bewusst eingesetzte Atem gilt beim Yoga-Asana als eigenständiger Bestandteil aller Übungen
Bei Pilates-Übungen spielt der Atem eine untergeordnete Rolle. Er bestimmt eher den Rhythmus, mit dem jemand eine Übung ausführt. Pilates-Übende erlernen die seitliche Brustkorbatmung, die bis ins Zwerchfell reicht. Geatmet wird beim Pilates-Training durch Mund und Nase. Das Einatmen dient der Vorbereitung einer Übung, das Ausatmen der Ausführung. Die bewusste Konzentration auf das Zwerchfell soll den Fokus des Übenden auf die Körpermitte lenken – das sogenannte Powerhouse.
Unterschiede in der Ausführung
Bei der Ausführung der Übungen fallen die Unterschiede nicht so ins Gewicht wie an anderer Stelle. Hier sind eher Gemeinsamkeiten zu finden – beispielsweise, dass Wohlbefinden und Beweglichkeit gesteigert, und die Stressresistenz verbessert werden sollen.
Im Yoga-Kurs werden – im Gegensatz zum Pilates-Training – nicht vorrangig Muskeln und Kraft trainiert. Der Yoga versteht sich viel mehr als bewegte Entspannungstechnik, nicht als Sport. Gleichwohl trainieren die verschiedenen Asanas die Beweglichkeit und auch die Muskulatur. Für Yoga-Praktizierende gehören jedoch auch meditative Aspekte, intensive Atemübungen oder Methoden den Tiefenentspannung zum Lehrplan. Der wichtigste Unterschied liegt aber im dahinter stehenden Gedankengebäude, der Yoga-Lehre. Hier geht es um ein tieferes spirituelles Verständnis, das Körper, Seele und Geist gleichermaßen betrifft. Ziel von Yoga-Übungen ist es, zur Stressbewältigung beizutragen sowie Blockaden und Verspannungen zu lösen. Durch verbesserte Beweglichkeit und Durchblutung wird die Gesundheit insgesamt verbessert. Alle spirituellen Aspekte des indischen Yoga Weges bleiben bei den meisten Yoga-Kursen unbeachtet.
Beim Pilates-Training hingegen geht es um drei wichtige Komponenten: um Konzentration beim Üben einzelner Bewegungen, um die exakte Dosierung und die bewusste Wahrnehmung dessen, was man tut. Pilates erfordert hohe Konzentration und eine bewusste Kontrolle über die ausgeführte Bewegung. Es geht dabei um Präzision und muskuläre Kontraktion. Erfinder Joseph H. Pilates nannte das “Contrology” – also die Lehre über die Körperkontrolle. Bei Pilates-Übungen werden die tief sitzende Muskelgruppen wie die Bauch-, Beckenboden- oder Rückenmuskeln trainiert. Pilates-Training verbessert die Körperhaltung, führt zu besserer Beweglichkeit und verbesserter Körperwahrnehmung.
Entstehung und Geschichte
Die auffälligsten Unterschiede zwischen Yoga-Asanas und Pilates sind bezüglich ihres geschichtlichen Hintergrundes und ihrer Entwicklung gegeben.
Der Yoga samt seiner Atemtechniken, Ernährungs- und Reinigungsrichtlinien, meditativen Aspekte und Yoga-Übungen (Asanas) wurde vor mehreren tausend Jahren in Indien entwickelt. Er gilt als spirituelle Lehre und komplexe Wissenschaft vom Leben, die sich ständig weiter entwickelt. Der klassische Yoga ist als Teil der ayurvedischen Medizin darauf ausgerichtet, die Grundlagen für anhaltende Gesundheit und Beweglichkeit zu legen. Es umfasst neben Ernährungskonzepten auch detaillierte Anweisungen, um den Körper zu entgiften und zu reinigen. Zugleich geht es um meditative Aspekte, Entspannung und Atmung. Dadurch wird die Sauerstoffversorgung des Körpers verbessert. Das spirituelle Gedankengebäude des Yoga ist komplex. Körper, Seele und Geist sollen in Einklang mit dem Universum sein. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich im Yoga unterschiedliche Richtungen entwickelt. Diese legen den Fokus auf unterschiedliche Aspekte. Beim Kundalini-Yoga oder dem Jivamukti-Yoga werden die spirituellen Techniken stärker betont. Hier werden beispielsweise Mantren rezitiert. In der modernen und verwässerten Version des Yoga werden nur noch die Asanas geübt.
Pilates entstand im 19. Jahrhundert. Die Übungen verstehen sich als Ganzkörper-Training- und Entspannungstechnik. Entwickelt wurden die Pilates-Übungen von Namensgeber Joseph Hubert Pilates (1883-1967). Während im Krafttraining die oberflächliche Muskulatur trainiert wird, wendet sich Pilates der untrainierten tiefen Muskulatur zu. Indem diese bewusst angesprochen wird, sollen sich Körperbewusstsein und Körperhaltung verbessern.
Für wen ist welches Format geeignet?
Prinzipiell kann jeder in jedem Alter mit Pilates oder Yoga beginnen. Lediglich die Herangehensweise unterscheidet sich. In ihren Zielsetzungen sind beide ähnlich. Sie können als Ergänzung voneinander verstanden werden. Es bedarf keiner Entscheidung für oder gegen das eine oder andere. Wer etwas für spirituelle Aspekte übrig hat, wendet sich meist dem Yoga zu.
Benötigt man bestimmte Voraussetzungen?
Pilates wird gerne von Menschen gewählt, die sich zum Ballett hingezogen fühlen. Yoga spricht eher Menschen an, die Meditation und geistige Inhalte schätzen. Interessant ist die Beobachtung, dass Pilates-Übungen eine gute Vorübung für bestimmte Yoga-Asanas darstellen. Die Stärkung des sogenannten Powerhauses im Pilates kommt auch dem Mula Bandha und Uddiyana Bandha des Yoga zugute.
Für Yoga-Übungen werden als Hilfsmittel oft Yogamatten, manchmal auch Blöcke, Gurte oder anderes Equipment verwendet, die bei bestimmten Asanas zum Einsatz kommen. Bei Pilates-Übungen wird gelegentlich eine Matte eingesetzt, oft aber auch nicht. In Pilates-Studios können Übungen an speziellen Geräten präzisiert werden.