Was ist eigentlich Betriebliches Gesundheitsmanagement? Das BGM ist in Mode gekommen. Immer mehr Firmen stellen Gesundheitsmanager und -berater ein, die die Gesundheit der Belegschaft fördern sollen. Doch was hat es mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement auf sich und warum sind Arbeitgeber so sehr daran interessiert, es auch in ihrer Firma einzuführen?
Betriebliches Gesundheitsmanagement: Das Konzept
Das Konzept des betrieblichen Gesundheitsmanagements ist recht simpel. Hinter dem Begriff verbirgt sich die Gestaltung, Lenkung und Entwicklung sämtlicher Prozesse und Strukturen innerhalb eines Betriebs um jedes Detail der Arbeit gesundheitsfördernd zu gestalten.
Die Minimierung gesundheitlicher Gefahren bei der Arbeit in gefährlichen Umgebungen beispielsweise durch die Sicherung der Arbeiter zählt also ebenso zum betrieblichen Gesundheitsmanagement wie das Unterbinden von Mobbing oder das Einrichten ergonomischer Arbeitsplätze. Letztendlich dient das betriebliche Gesundheitsmanagement somit sowohl dem Arbeitnehmer als auch dem Arbeitgeber. Inwiefern welcher Beteiligte profitiert, wird im weiteren Verlauf dieses Artikels noch geklärt werden.
Zurückzuführen ist die Idee hinter dem BGM auf die Ottawa-Charta, die im Jahre 1986 forderte, die Bevölkerung zum selbstbestimmten Umgang mit Gesundheit zu bringen sowie die Lebenswelt und alle Gesundheitsdienste gesundheitsförderlich zu gestalten. Ebenfalls ein Hintergrund des BGM ist der betriebliche Arbeitsschutz, welcher über eine lange Tradition verfügt. Die heutigen Ausprägungen des betrieblichen Gesundheitsmanagements gehen jedoch weit über diese Bestrebungen hinaus. So sieht betriebliches Gesundheitsmanagement heute vor, die Gesundheit der Beschäftigten aktiv zu fördern, statt sie nur nicht zu gefährden. Darüber hinaus will es auch eine allgemeine Zufriedenheit der Beschäftigten mit ihrer Arbeit und eine Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben erreichen – die Arbeitnehmer sollen sich wohlfühlen, in ihrer physischen sowie psychischen Gesundheit gestärkt und im Rahmen ihrer Arbeit aktiv gesundheitlich gefördert werden.
Wie wird Betriebliches Gesundheitsmanagement in verschiedenen Firmen umgesetzt?
Die Umsetzung des betrieblichen Gesundheitsmanagements ist in verschiedenen Firmen unterschiedlich geregelt. Vor allem große Konzerne setzen auf ein breites Gesundheitsmanagement, das alle Bereiche abdeckt, da sie sich eine Verbesserung ihres Rufes und eine höhere Effizienz ihrer Arbeitnehmer versprechen. In beinahe jedem Unternehmen, das betriebliches Gesundheitsmanagement betreibt, finden sich flexible Arbeitszeitmodelle und Bemühungen, ein gutes Betriebsklima zu schaffen.
Diese Bestrebungen zielen darauf ab, den Angestellten mehr Selbstbestimmung über ihre Arbeit zu geben. So sollen sie selbst entscheiden können, wann sie mit der Arbeit beginnen und darüber hinaus die Möglichkeit erhalten, längere Auszeiten zu nehmen und allgemein flexibler zu bleiben. Durch die flexiblen Arbeitszeitmodelle wird regelmäßig eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben erreicht, was den Stresslevel der Beschäftigten senkt und ihre Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber erhöht.
Weitere Maßnahmen, die immer häufiger durchgeführt werden, sind Informationsveranstaltungen zu ausgewählten Gesundheitsthemen, Schulungen und Kurse für die Mitarbeiter des Unternehmens und die Förderung von gesundheitsfördernden Aktivitäten. So zahlen einige Firmen beispielsweise einen Teil des Mitgliedsbeitrags für Fitnessstudios, sofern der Mitarbeiter dieses tatsächlich regelmäßig besucht und somit einen Beitrag zu seiner Gesunderhaltung leistet.
Prinzipiell kann beobachtet werden, dass vor allem größere Firmen und Konzerne große Mittel für das betriebliche Gesundheitsmanagement zur Verfügung stellen. Sie scheinen eher daran interessiert und gleichzeitig dazu in der Lage zu sein, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter aktiv zu fördern als kleinere Unternehmen. In kleineren Unternehmen fehlen häufig die finanziellen Mittel, um betriebliches Gesundheitsmanagement effektiv umsetzen zu können.
Zur Einführung des BGM ist es nötig, die Firmenkultur grundlegend zu ändern. Ist der Betrieb nicht an der Gesundheit seiner Mitarbeiter interessiert oder schätzt Gesundheitsförderung und Prävention als überbewertet ein, kann ein Betriebliches Gesundheitsmanagement nicht erfolgreich umgesetzt werden. „Gesundheit“ muss zu einem definierten Ziel der gesamten Firma werden, um die mit der Umsetzung der Einzelmaßnahmen verbundenen Hürden erfolgreich nehmen zu können. Um Erfolge zu verzeichnen, muss das betriebliche Gesundheitsmanagement und das damit verbundene Ziel also als wichtig angesehen werden – unverknüpfte, unregelmäßige Maßnahmen, die als lästige Pflichtübungen gesehen werden, reichen nicht aus. Die Gesundheitsförderung muss, um erfolgreich zu sein, stattdessen ein zentraler Teil des Alltags im Betrieb werden.
Besonders beliebt sind auch die Bereitstellung von gesundem Essen in der Kantine und kostenlosem Obst sowie Gemüse in den Arbeitsräumen, regelmäßige Untersuchungen durch einen Betriebsarzt und die Finanzierung bzw. Bereitstellung zusätzlicher Vorsorgeuntersuchungen oder Behandlungen wie beispielsweise Impfungen oder Augenuntersuchungen.
Wie profitiert der Arbeitgeber von BGM?
Der Arbeitgeber profitiert letztendlich durch eine gesteigerte Effizienz seiner Mitarbeiter. Nach einer Eingewöhnungszeit, innerhalb derer das BGM als Bestandteil der alltäglichen Firmenkultur integriert wird, zeigen sich in der Regel schnell Erfolge. So sinkt der Krankenstand und die Zufriedenheit der Mitarbeiter steigt. Einhergehend mit der steigenden Zufriedenheit steigt auch die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter. Diese sehen die Arbeit im Betrieb nicht mehr als notwendige Qual an, sondern nehmen sie als freudebringende Aktivität wahr – sie fühlen sich mit ihrer Arbeit und an ihrem Arbeitsplatz wohl, was ihre Bereitschaft, etwas für die Arbeit zu leisten, erhöht.
In einer Umgebung, die von den Mitarbeitern als positiv empfunden wird, steigen also Effizienz und Leistungsbereitschaft. Das Unternehmen kann in der Folge beobachten, dass Produkt- bzw. Dienstleistungsqualität und damit auch die Kundenzufriedenheit steigen. Ein gesunder, zufriedener und motivierter Mitarbeiter leistet weitaus mehr als ein solcher, der die Arbeit als lästige Pflicht ansieht und sich nach anderen Orten und anderen Aktivitäten sehnt.
Zudem stellt das betriebliche Gesundheitsmanagement ein Argument dar, das das Unternehmen von Konkurrenten unterscheidet. Betriebliches Gesundheitsmanagement kann also zum entscheidenden Faktor werden, wenn etwa qualifizierte Nachwuchskräfte angeworben werden.
Wie profitiert der Arbeitnehmer von BGM?
Der Arbeitnehmer profitiert ebenfalls, da er letztendlich zu einer gesteigerten Gesundheit und zu mehr Wohlbefinden gelangt. Betriebliches Gesundheitsmanagement ist für ihn das Mittel, die Arbeit wieder lieben zu lernen. Er wird sich vom Arbeitgeber ernst genommen und respektiert fühlen, lernen, besser mit seiner Gesundheit umzugehen und für sich selbst zu sorgen und sich an seinem Arbeitsplatz wohler fühlen. Außerdem ist zu beobachten, dass die Mitarbeiter untereinander ein besseres Verhältnis pflegen, wenn sie alle motiviert an ihre Arbeit herangehen. Gesundheitliche Risiken sinken, der Arbeitnehmer spürt weniger Stress, wird von seinem Arbeitgeber aktiv gefördert, kann mehr Interesse für seine Arbeit aufbringen und erhält darüber hinaus Möglichkeiten, den Beruf besser mit seinem Privatleben zu vereinen.
Studien zum BGM
In mehreren Befragungen und Studien konnte nachgewiesen werden, dass die Effizienz der Arbeitnehmer in enger Beziehung zu ihrer allgemeinen Zufriedenheit steht. Es ist darüber hinaus Konsens, dass Maßnahmen des BGM und der Primärprävention entscheidend zur Gesunderhaltung der Mitarbeiter beitragen. Dennoch wird betriebliches Gesundheitsmanagement in kleinen und mittleren Unternehmen kaum angeboten, da dort häufig das Bewusstsein über die positiven Auswirkungen fehlt. Hier besteht also noch Verbesserungsbedarf. Arbeitnehmer, die in einem Betrieb arbeiten, der betriebliches Gesundheitsmanagement anbietet, profitieren jedoch in jedem Falle – und auch der Arbeitgeber darf sich über einen Zugewinn freuen.
Quellen:
https://www.gesundheitsmanagement24.de/praxiswissen-gesundheitsmanagement/studie-wirksamkeit-von-bgm-massnahmen/
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/59746/Studie-Betriebliches-Gesundheitsmanagement-im-Aufwind
Dankejwel! 3