Wie entstehen Frühlingsgefühle?

Wie entstehen Frühlingsgefühle?

Wie entstehen Frühlingsgefühle?

Frühlingsgefühle – gehört haben wir diesen Ausdruck alle schon. Die Natur erwacht nach einem langen, dunklen Winter, und uns geht es scheinbar genau so. Wenn du Frühlingsgefühle hast, bedeutet das, deine Stimmung ist einfach gut und du bist in bester Flirtlaune und bereit, dich zu verlieben. Meteorologisch beginnt der Frühling schon am 1. März, und kalendarischer Frühlingsanfang ist bei Tages- und Nachtgleiche um den 20. März. Wer seinen „zweiten Frühling“ erlebt, ist auch im reiferen Alter noch bereit, sich frisch zu verlieben. Aber sind Frühlingsgefühle nur ein geflügeltes Wort, oder gibt es diesen Effekt wirklich? Und wenn ja: Woher kommt er?

Was sind Frühlingsgefühle genau, und gibt es sie wirklich?

Es ist wie ein Erwachen aus dem Winterschlaf nach einer langen Jahreszeit von Dunkelheit und Kälte – du fühlst dich plötzlich wacher, hast mehr Energie und weniger Appetit und fühlst dich gut gelaunt und bereit, dich zu verlieben. Du blühst auf, genau wie die Natur um dich herum. Dieser Umschwung vom Stimmungs- und Energietief der Wintermonate ist ein bekannter Effekt, auch wenn wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt ist, was genau die Ursachen sind. Es scheint eine Mischung aus psychologischen Veränderungen und tatsächlich messbaren körperlichen Veränderungen wie einem veränderten Hormonspiegel zu sein. 

Studien haben erwiesen, dass die Stimmung von Menschen deutlich besser wird, wenn sie sich an einem sonnigen Frühlingstag draußen aufhalten. Das Tageslicht und die Temperatur spielen eine Rolle, wobei die ideale Temperatur scheinbar um die 23 Grad Celsius liegt – an einem sehr heißen Sommertag geht der Effekt zurück! 

Interessanterweise sind diese Frühlingsgefühle nicht überall gleichermaßen bekannt. Während zum Beispiel die Amerikaner dieses Phänomen als „spring fever“ ebenso kennen wie wir, ist es in sonnigen südlichen Ländern kein Begriff. Je näher am Äquator die Menschen leben, desto weniger ausgeprägt ist dieses Frühlingserwachen. Wo es keinen großen Unterschied zwischen Winter und Sommer und der Anzahl der Tageslichtstunden gibt, ist offenkundig auch kein Erwachen aus dem Winterschlaf für Mensch und Tier nötig. 

Und was passiert jetzt genau in deinem Körper?

Der entscheidende Auslöser für Frühlingsgefühle ist: Licht. Du reagierst auf die zunehmende Menge an Tageslicht. Das Sonnenlicht dringt durch deine Augen in den Hypothalamus genannten Teil deines Gehirns vor, in dem der Suprachiasmatische Nucleus sitzt. Dieser sperrige Name bezeichnet das, was allgemein als biologische Uhr bekannt ist. Diese Uhr leitet Informationen an die erbsengroße Zirbeldrüse weiter. Diese hat eine sehr wichtige Aufgabe: Sie steuert die Menge an Melatonin in unserem Hormonhaushalt. Melatonin ist auch als Schlafhormon bekannt. Viel Dunkelheit bedeutet viel Melatonin – in den Nachtstunden und im Winter fühlst du dich schläfrig. Im hellen Tageslicht wird weniger Melatonin ausgeschüttet und du fühlst dich wacher und voller Energie. Übrigens leiden viele Menschen in einer Übergangsphase an Frühjahrsmüdigkeit, bis sie mit den Veränderungen im Hormonhaushalt klar kommen. Das Tageslicht hat eine nachweisbare Wirkung auf die Stimmung. Sobald mehr Tageslicht verfügbar ist, geht die Zahl der Menschen, die an Winterdepressionen leiden, spürbar zurück. An der Westküste der USA, wo die Sonne später aufgeht als an der Ostküste, gibt es messbar mehr Depressionen. 

Mit dem geringeren Melatonin geht eine erhöhte Menge des „Glückshormons“ Serotonin sowie von Dopamin und Noradrenalin einher, die uns wach und bereit zu „neuen Taten“ machen. Serotonin wirkt fast wie eine Droge und löst Euphorie und Hochgefühle aus – ein Rausch wie das Verliebtsein selbst. 

Neben dem enormen Effekt, den das Licht auf uns hat, kommen außerdem die optischen Reize hinzu. Im Frühling lassen die steigenden Temperaturen und die leichtere Kleidung wieder den Blick auf Reize wie nackte Beine oder einen knackigen Bizeps zu. Das Auge isst mit. Psychologen sagen außerdem, dass die erwachende Natur eine Wirkung auf uns hat. Wir sehen um uns herum frisches Grün und knospendes Leben und werden dadurch motiviert, ebenfalls unser Leben zu verändern und Neues zu beginnen. Vermutlich wird der Effekt auch dadurch psychologisch verstärkt, dass wir diese gesteigerte Flirtlaune schon erwarten. Und je mehr glücklich frisch verliebte Paare du siehst, desto mehr wirst auch du selbst auf die Suche gehen wollen und in Aufbruchstimmung sein. 

Auch die Nase spielt eine Rolle bei den Frühlingsgefühlen. Der Duft der frischen Frühlingsblumen oder der Geruch von warmem Frühlingsregen auf einer Wiese verstärken in uns das Gefühl der erwachenden Natur und den positiven Effekt auf unsere Psyche. 

Der kleine Unterschied – fühlen Frauen und Männer den Frühling unterschiedlich?

Während die Sexualhormone bei Frauen das Jahr über gleichbleibend sind, ist bei Männern der Testosteronspiegel schwankend. Im Frühling und auch im Sommer wird mehr Testosteron ausgeschüttet. Testosteron beeinflusst aber nicht nur die Lust auf Flirten und Sex, sondern auch die Psyche. Bei einem höheren Testosteronlevel fühlen sich Männer tatsächlich wohler und zufriedener. Allerdings haben die Sexualhormone wohl einen geringeren Einfluss auf unsere Frühlingsgefühle als der Rückgang des Melatonins und der Anstieg des Serotonins. In Flirtlaune sind im Frühling beide Geschlechter gleichermaßen mehr als im Winter. 

Der Frühling ist die ideale Zeit zum Flirten – es zieht uns nach draußen in Parks und Cafés oder zum Sport, wir tragen leichte und bunte Kleidung, sind gut gelaunt und offen. Für Singles sind Frühlingsgefühle also wirklich der perfekte Anlass, auf Partnersuche zu gehen. Und tatsächlich verzeichnen Partnerbörsen im Internet gerade im Frühling einen enormen Zulauf. Das schöne Wetter bietet außerdem viele Auswahlmöglichkeiten für ein erstes Date im Freien, vielleicht beim Hundeausführen im Park oder beim Joggen am See. 

Neun Monate später – sorgen Frühlingsgefühle für mehr Kinder?

Die meisten Tiere (und sogar Pflanzen) haben jahreszeitliche Veränderungen in ihrem Verhalten und ihrer Physiologie. Für die Arterhaltung von Säugetieren ist es überlebenswichtig, ihre Fortpflanzung den Jahreszeiten anzupassen und so dafür zu sorgen, dass der Nachwuchs genug Nahrung vorfindet. Es ist sinnvoll für sie, im Frühling auf Balz und Partnersuche zu gehen und sich fortzupflanzen. 

Wenn die Frühlingsgefühle auch bei uns für viele frisch verliebte Paare und eine stark erhöhte Flirtlaune sorgen, gibt es dann neun Monate später einen Anstieg der Geburtsrate? Nein, denn heutzutage können Frauen dann schwanger werden, wann sie wollen – oder eben nicht. In früheren Zeiten war es allerdings so. Noch im 16. Jahrhundert gab es im März deutlich mehr Geburten – die Kinder waren also im vorherigen Juni, gegen Ende des Frühlings, gezeugt worden. Mittlerweile werden die meisten Kinder im Herbst gezeugt, wenn es daheim wieder kuschlig ist und wir uns eher ins eigene Heim zurückziehen. Aber vielleicht entstehen diese Kinder ja aus Beziehungen, die aufgrund von Frühlingsgefühlen entstanden sind?

Haben Frühlingsgefühle Einfluss auf dein Wohlbefinden?

Eindeutig ja. Insbesondere bei Menschen, die unter saisonaler Niedergeschlagenheit (der sogenannten Winterdepression) leiden, beeinflusst der Frühling mit dem vermehrten Tageslicht ganz massiv die Stimmung. Aber auch wer nicht unter Winterdepressionen leidet, spürt die positive Wirkung des veränderten Hormonhaushalts. Da die Produktion von Melatonin stark zurückgefahren wird (denn Melatonin wird grundsätzlich nur bei Dunkelheit produziert), steigert sich unser Energiepegel erheblich. Und das bei Sonnenlicht vermehrt ausgeschüttete Serotonin sorgt unmittelbar für mehr Wohlbefinden und Lebensfreude. Und auch mittelbar sind Frühlingsgefühle gut für dein Wohlbefinden: Du hast weniger Appetit und mehr Energie und bist wieder eher dazu bereit, Sport zu treiben und dich um deine Gesundheit zu kümmern. Natürlich können auch erfolgreiches Flirten und eine neue Liebe dein Wohlbefinden steigern!

Und wenn du von deinen Frühlingsgefühlen und dieser erhöhten Aktivität und Energie gar nicht genug bekommen kannst: Sport ist der ideale Weg, diese Gefühle zu intensivieren. Vor allem, wenn du in den Morgenstunden Sport treibst, im hellen Tageslicht, kannst du die Auswirkungen des Lichts und der Hormone auf deinen Körper verstärken und verlängern. Überhaupt ist ein Aufenthalt draußen im Sonnenlicht die beste Methode, dir einen Energieschub zu verpassen. Künstliches Tageslicht kann auch helfen, die winterliche Müdigkeit oder Winterdepression zu vertreiben, ist aber kein vollwertiger Ersatz für die Sonne. Als Stimmungsbooster am besten geeignet sind Spaziergänge oder Joggen – genieße die Frühlingssonne und hol dir deine Dosis an Frühlingsgefühlen!

Welche Wirkungen hat eigentlich sportliche Aktivität auf Körper und Geist? Finde es heraus:

 

 

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