Gerade in den letzten Jahren haben Yoga oder Pilates an Bekanntheit gewonnen. Während mit den Übungen früher lediglich Entspannung assoziiert wurde, bieten heutzutage unterschiedliche Fitnesscenter Kurse in diesem Bereich an. Dabei weisen Yoga oder Pilates einige Vorteile auf. Doch welche Trainingsform ist die richtige für mich?
Yoga oder Pilates: Zunächst mal die Unterschiede!
Der Grundgedanke des Yogas entspringt aus Indien. Dort werden die Übungen als eine philosophische Lehre betrachtet, in der Körper und Geist miteinander verbunden werden sollen. Dabei existieren etwa 22 verschiedene Subtypen, die zwar auf denselben Ursprung zurückführen, sich aber in der einen oder anderen Weise differenzieren. Aufgrund der großen Vielfalt ist eine Definition von Yoga gar nicht mal so einfach. Übersetzt bedeutet Yoga “Anbinden eines Zugtieres an einen Wagen”, wird jedoch auch oft mit den Begriffen “Vereinigung” oder “Integration” übertragen. Das Zugtier kann dabei als die Seele betrachtet werden, der Wagen ist ein Symbol für den menschlichen Körper. Grundidee der Übungen ist es, mithilfe von Meditation, Atmungstechniken, Konzentration und Bewegung den Körper mit der Seele zu verschmelzen. Neben körperlichen und geistigen Übungen gehört ein bestimmter Lebensweg zum Yoga.
Pilates ist ein Ganzkörpertraining. Ziel ist es, sämtliche Muskeln zu trainieren und zu stärken. Dabei stehen Beckenboden, Bauch und Rücken im Mittelpunkt. Im Training werden Übungen auf einer Matte und an Geräten mit Atmung, Kraft und Dehnungen kombiniert. Die Techniken wurden von Joseph Hubert Pilates entwickelt. Durch die Übungen soll das Körperbewusstsein der Teilnehmer sowie ihre Körperhaltung verbessert werden.
Yoga oder Pilates: Was ist der Unterschied?
Yoga oder Pilates sind somit zwei verschiedene Ansätze. Bei Pilates handelt es sich um die deutlich jüngere Trainingsform. Yoga hingegen schlängelt sich seit mehreren tausend Jahren durch die Geschichte. Die Übungen verfolgen ein spirituelles Ziel, wie es bei Pilates nicht der Fall ist. Im Mittelpunkt steht es hier, Körper und Seele in ein Gleichgewicht zu bringen. Pilates kann zwar auch als ein Mittel zum Stressabbau gesehen werden, strebt jedoch nicht danach, emotionale und physische Ebene miteinander zu vereinen.
Während beim Pilates der Fokus vermehrt auf dem Körper liegt, differenziert Yoga nicht zwischen Leib und Seele. Yoga oder Pilates unterscheiden sich auch vor allem hinsichtlich ihrer Atmungstechniken. Beim Yoga soll die Atmung zur Entspannung beitragen. Neben tiefen, langsamen, schnellen oder kräftigen Atmungstechniken ist es hier auch üblich, den Sauerstoff eine begrenzte Zeit lang nicht aufzunehmen. Dabei wird bei einige Übungen ausgeatmet und anschließend die Luft angehalten, bei anderen eingeatmet und danach der Atem einen Moment lang ausgesetzt. Durch tiefe Meditation kann der Atem an Stärke verlieren und irgendwann selbstständig eine Weile verblassen. Dieser Zustand wird als höchste Form angesehen und teilweise auch angestrebt. Grundlage dafür, dass bei einigen Übungen nicht geatmet werden soll, ist die Annahme, dass der Geist durch einen ungleichmäßigen Atem nicht zur Ruhe käme. Die Atemübungen im Yoga werden Pranayama genannt. “Prana” kann dabei mit Lebensenergie gleichgesetzt werden, “Ayama” bedeutet etwa kontrollieren.
Die Atmung im Pilates hingegen hat das Ziel, die Muskeln mit genügend Sauerstoff zu versorgen, damit dieser ausreichend Energie erhält, um an den Übungen teilnehmen zu können. Auch hier sollen Trainierende sich auf ihren Atem konzentrieren. Dabei soll sich die Menge des Sauerstoffes bewusst gemacht werden, die in den Körper und vor allem in den belasteten Muskel strömt. Ziel ist es letztendlich durch die kontrollierte Atmung zur Entspannung der Muskulatur beizutragen. Beim Pilates liegt das Zentrum der Atemtechnik in der Brustkorbatmung. Im Kontrast zum “normalen” Atmen soll der Sauerstoff in den unteren Brustkorb eingesogen werden. So ist es möglich, die Bauchmuskulatur konstant in Spannung zu halten, sogar während des Einatmens. Dabei soll sich der Brustkorb während des Gasaustausches nur minimal bewegen. Statt der häufigen, oberflächlicheren Atemzüge ist es wichtig, seltener, dafür jedoch tiefer einzuatmen.
Die Übungen unterscheiden sich ebenfalls!
Bei Pilates oder Yoga unterscheidet sich ebenfalls die Art der Übungen. Pilates wird oft als körperlich intensiver empfunden und weist das Potenzial auf, zum Muskelaufbau beizutragen. Dabei kommen neben einer Matte auch öfter Geräte zum Einsatz. Beim Yoga hingegen basiert das Training lediglich auf einer Matte und eventuellen Blöcken oder Gurten. Das breite Spektrum an Übungen aus dem Pilates entspringt teilweise dem Yoga. Dabei werden die Übungen im Pilates fließend ausgeübt, während sie beim Yoga eher statisch sind. Darüber hinaus hat Pilates das Ziel, die Ausübungen etwa 10 bis 12 Mal zu vollziehen. Diese werden vermehrt im Liegen oder Sitzen absolviert und gelten als leicht erlernbar. Beim Yoga existieren unterschiedliche Positionen, die sich nicht lediglich aufs Sitzen und Liegen reduzieren. Vor den Kraftübungen wird eine Phase des Dehnens eingelegt.
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Ein zentraler Unterschied zwischen Yoga oder Pilates liegt insbesondere in der Zielsetzung. Während die Ziele des Pilates vermehrt auf physischer Ebene zu finden sind, indem sie Körperhaltung und Muskulatur stärken wollen, strebt Yoga diesen Weg primär nicht an. Stattdessen steht hier eher die Psyche, beziehungsweise die Verbindung von Geist und Körper im Mittelpunkt. Pilates wird zwar auch als entspannend empfunden, möchte in erster Hinsicht jedoch eher zu einer verbesserten Muskulatur und Form verhelfen.
Letztendlich weisen Pilates oder Yoga in vielen Aspekten Unterschiede auf. Keine Form sollte als besser oder schlechter angesehen werden. In manchen Kursen ist es sogar üblich, die Techniken von Yoga oder Pilates miteinander zu kombinieren. Bei der Entscheidung zwischen Yoga oder Pilates steht wahrscheinlich vor allem das Ziel des Trainierenden im Mittelpunkt.