Muskuläre Dysbalancen: Sie stehen für eine stärkere Muskelverkürzung sowie die Muskelabschwächung zwischen dem Spieler (dem Agonisten) und dem Gegenspieler (dem Antagonisten) verstanden. Dadurch entsteht eine einseitige Kraftentwicklung, während gleichzeitig die Dehnungsfähigkeit vernachlässigt wird. Sind also die beiden Gegenspieler nicht mehr in ihrer Leistungsfähigkeit symmetrisch, sondern unterschiedlich stark oder lang, liegt eine muskuläre Dysbalance vor.
Muskuläre Dysbalancen erkennen, beseitigen und vermeiden!
Ausgewogenes Kräfteverhältnis
Da der menschliche Körper bis zu 40 Prozent aus Muskeln besteht, ist ein ausgewogenes Kräfteverhältnis notwendig. Dieses sorgt zum Beispiel dafür, dass Menschen aufrecht gehen können. Daneben wird auch das Stehen nicht anstrengend und verlangt nicht sehr viel von Bändern, Kapseln und Gelenken. Im günstigsten Fall besteht zwischen allen Muskeln und ihren Gegenspielern ein ideales Kräftegleichgewicht. Muskuläre Dysbalancen bilden jedoch ein Ungleichgewicht, bei dem der Umfang der Muskeln sowie deren Funktionalität und Dehnbarkeit eine große Rolle spielt.
Allerdings stechen muskuläre Dysbalancen nicht immer gleich ins Auge. Ein Arzt kann bei einer körperlichen Untersuchung nach Hinweisen suchen, die Aufschlüsse über die Beweglichkeit von Gelenken, die Länge von Muskeln und deren Dehnbarkeit geben. Der Arzt kann zudem den Gang eines Menschen beurteilen und Blockaden von Gelenken oder Fehlstellungen bei Füßen ermitteln. Verschiedene funktionelle Tests, zu denen zum Beispiel Sprungtests gehören, können ein Bild über die tatsächlichen Kräfteverhältnisse geben. Daneben kann durch verschiedene Geräte ermittelt werden, ob ein Radfahrer beim Treten auf das Fahrradpedal mit beiden Beinen die gleiche Kraft aufbringt oder ob ein Schwimmer mit seinen beiden Armen gleich stark krault.
Ebenen
Muskuläre Dysbalancen können auf drei verschiedenen Ebenen entstehen. Die Frontalebene unterteilt den menschlichen Körper in einen vorderen und einen hinteren Bereich. So ist zum Beispiel bei Fußballern eine muskuläre Dysbalance zwischen dem hinteren und vorderen Oberschenkel festzustellen. Bei der Sagittalebene wird der Körper in eine linke und rechte Hälfte unterteilt. Muskuläre Dysbalancen können hier zwischen dem linken und rechten Arm durch eine einseitige Beanspruchung entstehen. Die Transversalebene unterscheidet zwischen dem oberen und unteren Bereich des Körpers. Hier kann eines Dysbalance zum Beispiel durch einen mächtigen Oberkörper und wenig Beinmuskulatur beginnen.
Damit die Wirbelsäule und der gesamte Bewegungsapparat in einer aufrechten Position gehalten werden können, müssen alle darauf einwirkenden Kräfte gleich groß sein. Sind die Kräfte und Spannungen der Körpervorderseite größer als die auf der Rückseite oder ist die der rechten Körperhälfte stärker als die der linken, so liegt ein Kräfteungleichgewicht auf einer oder mehreren Ebenen vor. Muskuläre Dysbalancen sind eine häufige Ursache für ein solches Kräfteungleichgewicht.
Symptome
Die Symptome muskulärer Dysbalancen sind stark von der Ursache abhängig. Liegt eine Muskelverkürzung vor, passt sich ein Muskel durch einen Reiz einer höheren Spannung an, während der Gegenspieler, der keinem Reiz ausgesetzt wurde, seine bisherige Spannung beibehält. Dadurch wird das Verhältnis beider Muskeln zueinander gestört. Bei einer muskulären Dysbalance durch eine Muskelverlängerung passt sich ein Muskel durch einen Reiz einer niedrigeren Spannung an. Die Spannung des anderen Muskels bleibt jedoch konstant. Dadurch ändert sich das Verkürzungsverhältnis der Muskeln zueinander. Besteht längerfristig eine ungleichmäßige Verteilung der Belastung zwischen Muskeln und Gelenken, führt dies zu schmerzhaften Verspannungen, der Überlastung von Sehnen und Störungen von Koordination und Funktion der Muskeln. Die Folge kann eine starke Abnutzung des Gelenkknorpels sein. In manchen Fällen kann neben der Motorik auch die Sensibilität des jeweils betroffenen Bereichs eingeschränkt sein.
Ursachen
Die Ursachen für muskuläre Dysbalancen können sehr vielfältig sein. Bewegungsmangel, einseitige Belastungen durch Sport oder dauerhafte Fehlhaltungen sind einige Beispiele. Die Folgeerscheinungen sind Reizzustände der Sehnen, Bänder und Gelenke, die wiederum optimale Bewegungsabläufe verhindern. Hinzu kommt eine erhöhte Anfälligkeit für Zerrungen oder Muskelrisse (Sportverletzung) durch die Überbelastung der verkürzten Muskulatur.
Eine Spannungserhöhung des Muskels mit anschließender Muskelverkürzung kann noch weitere Ursachen haben. Erkrankungen der Gelenke, der Knochen, Knorpel, der Haut, der Nerven oder Gefäße, die den Muskel umgeben, können auch den Muskel selbst schädigen. Diese Störungen entstehen durch Überbelastung, beispielsweise durch Sport, Unfälle, Fehlhaltungen und Bewegungsmangel. Hinzu kommen Schmerzen, die zum Beispiel nach oder während einer Krankheit, bei Verbrennungen oder Verätzungen entstehen können. Auch Krankheiten der inneren Organe oder sogar seelische Störungen können muskuläre Dysbalancen hervorrufen.
Die Abschwächung des Agonisten oder Antagonisten entsteht dadurch, dass Kraft einseitig entwickelt und gleichzeitig die Dehnungsfähigkeit der Muskulatur vernachlässigt wird. Auslöser für diese Erscheinung ist eine mangelnde oder die fehlende, gleichmäßige Beanspruchung der betroffenen Muskeln. Weitere Ursache ist die einseitige Belastung im Alltag oder beim Sport. Zudem kann eine muskuläre Dysbalance eine Folge eines Traumas oder einer vorausgegangenen Erkrankung sein.
Bei den Krankheiten, die sich auf die Muskeln auswirken, handelt es sich häufig um Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Erfolgt durch eine diese Erkrankungen eine Schädigung des motorischen Nervengewebes, werden weniger Bewegungsbefehle vom Nervensystem an die betroffenen Muskeln weitergeleitet. Folglich werden die Muskeln nicht mehr genauso beansprucht, wie die dazu gehörenden Antagonisten. Ebenfalls können motorische Schädigungen der Nerven oder der Körperperipherie zu diesem Phänomen beitragen.
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Behandlung
Ziel einer Behandlung ist, die gestörten Muskeln wieder zu dehnen. Die Anwendungen sollten möglichst durch einen Therapeuten überwacht werden, um Überdehnungen und Hypermobilität zu vermeiden. Zudem können Wärme aber auch Kälte zum Einsatz kommen, um Schmerzen zu reduzieren. Die Behandlung kann durch weitere Maßnahmen, wie Massagen, Ultraschall, Elektrotherapie oder dem Einspritzen örtlicher Betäubungsmittel in die Haut (“Quaddeln”) unterstützt werden. In manchen Fällen werden Medikamente nötig, die eine Entspannung der Muskeln hervorrufen können. Ebenso kann unter Umständen eine psychologische Begleitung erforderlich sein, um Schmerzen besser verarbeiten zu können und Entspannung zu finden.
Vorbeugung gegen muskuläre Dysbalancen
Regelmäßige Dehnübungen helfen, natürlichen Verkürzungen vorzubeugen und sie abzubauen. Dabei sollten die Muskeln, die zum Beispiel durch langes Sitzen zur Verkürzung neigen, regelmäßig gedehnt werden. Ebenfalls geeignet sind Sportarten, bei denen möglichst viele Muskeln gleichzeitig beansprucht werden. Hierzu zählt Sport, der aus komplexen Bewegungsabläufen besteht und bei dem möglichst viele Muskeln gleichzeitig beansprucht werden (beispielsweise Functional Training). Dehnübungen beugen muskulären Dysbalancen vor und fördern gleichzeitig die Durchblutung der Muskeln, die dadurch besser an Nährstoffe nach einem Training gelangen können. Daneben muss auch sogenannten Problemzonen, wie Rückenmuskeln oder Hüftbeugern Beachtung geschenkt werden.