Schwere Knochen: Mythos oder Fakt?

Schwere Knochen: Mythos oder Fakt?

Schwere Knochen: Mythos oder Fakt? “Ich bin nicht dick, ich habe nur schwere Knochen!” Die Ausrede für Fülligkeit ist schon so alt, dass sie eher als Witz verstanden wird, obwohl mollige Leute sie sicher manchmal ernst meinen, wenn sie sie aussprechen. Aber gibt es das wirklich, schwere Knochen? Können unsere Knochen so schwer sein, dass sie einen normalgewichtigen Menschen dick erscheinen lassen?

Schwere Knochen: Wieviel wiegen sie tatsächlich?

Knochen wiegen bei jedem Menschen in etwa dasselbe, nämlich 8-10% Deines Körpergewichts. Sie sind ein schwerer Bestandteil des Körpers, denn sie bestehen aus Calcium und anderen gewichtigen Bestandteilen. Knochen sind das Stütz-Gerüst des Körpers, nur mit ihnen können die Muskeln funktionieren, wie sie sollten – kein Wunder, dass Deine Knochen einen vergleichsweise großen Anteil am Körpergewicht ausmachen. Wesentlich leichter oder schwerer als 8-10% sind sie jedoch nicht, auch nicht bei molligen Menschen. Das Gewicht der Knochen steht immer in Relation zum Körpergewicht. Deswegen gelten schwere Knochen leider nicht als valide Ausrede für Übergewicht.

Schwere Knochen würde ja heißen, dass die Knochen auch dicker sind als bei schlanken Menschen. Nur deswegen könnten sie – theoretisch – mehr Gewicht auf die Waage bringen. Es gibt zwar Menschen, die sehr stabile Knochen haben, genauso wie es Erkrankungen wie die Osteoporose gibt, die die Knochenqualität stark verringert. Beides macht sich bemerkbar, aber höchstens in der Form, dass die Knochen eher 10% als 8% des Körpergewichts ausmachen. Dick macht das aber noch nicht. Selbst, wenn schwere Knochen wirklich dick machen könnten, dürften sie auch nicht mehr gerade sein. Bäuche, dicke Schenkel und schwabbelige Arme sind leicht gewölbt. Woher sollte das kommen, wenn nur die Knochen verantwortlich sind – diese sind schließlich nicht gewölbt? Wenn die Ausrede also nicht eine seltene Knochenkrankheit beinhaltet, die für elliptische Knochenformen sorgt, dann gewinnt sie noch weniger an Glaubwürdigkeit. Tipp: am besten redest Du Dich mit einem angeborenen Gendefekt aus der Affäre… die meisten Knochenkrankheiten sind genetisch bedingt.

Schwere Knochen sind meistens als angeborener Fehler gedacht. Fürs Übergewicht willst Du schließlich nichts können. Denn wenn Knochen zu- oder abnehmen könnten, wärst Du ja doch nur wieder in der Verantwortung. Aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet ergibt die schwere Ausrede sogar Sinn, denn Knochen bleiben fast ein Leben lang, wie sie sind. Bei Kindern wachsen sie mit und werden stabiler, beim Erwachsenen verändern sie sich jedoch nicht mehr. Brüche verheilen wieder, der Knochen bleibt in seiner Konsistenz und in seinem Gewicht gleich. Wie sollst Du also auch die Verantwortung fürs Übergewicht übernehmen, wenn Deine Knochen sich in Deinem Alter doch gar nicht mehr anders entwickeln können?

Alle Verwandten hatten schwere Knochen!

Die lieben Gene sind zusammen mit knochigen Schwergewichten die liebste Ausrede. Alle in Deiner Familie waren kräftiger gebaut, aber sie alle konnten nichts dafür, weil die Knochenqualität bekanntlich genetisch bedingt und somit erblich ist? Auch diese Ausrede ist gar nicht so weit hergeholt. Niemand ist zu genetisch bedingtem Übergewicht “verdammt”, aber es scheint tatsächlich eine genetische Komponente bei der Neigung zu Übergewicht zu geben. Das heißt, wenn Du Dich falsch ernährst, wirst Du vielleicht schneller dick als Dein bester Freund, der aus einer eher schlanken Familie stammt. Wäre dem so, dass das Knochengewicht dick machen könnte, dann müsste dieser schwerwiegende Umstand ebenfalls erblich sein. Falls Du also schon mit der genetischen Veranlagung argumentierst, denk an das Kapitel “Knochenkrankheiten”: auch diese sind erblich. Zwei Ausreden sind besser als eine.

Die 30-Jahres-Grenze

Wusstest Du, dass die Knochen nur bis etwa zum 30. Lebensjahr noch an Eigengewicht zunehmen können, indem sie Mineralstoffe aus der Nahrung verwerten? Danach nimmt die Knochenmasse sogar langsam, aber sicher wieder ab. Demnach müsste jeder Deiner molligen Freunde über 30, der behauptet, die Knochen seien Schuld, ab 30 wieder abnehmen. Tröste sie doch nächstes Mal damit, dass sie sich ab 30 das Fitness-Studio und die gesunde Ernährung auch sparen können – er oder sie müsste ab 30 von ganz allein schlanker werden. Ein Blick in die Fußgängerzonen der Innenstadt zeigt leider ein ganz anderes Bild, viele Menschen ab 30 und in höheren Altersgruppen werden tendenziell dicker. Ist das nicht schon ein ausreichender Beweis dafür, dass Knochen nicht gerade die beste Ausrede dafür sind, sich weder gesund ernähren noch Fitness betreiben zu wollen? Übrigens: durch die richtige Ernährung und Bewegung bleiben Knochen ebenfalls länger gesund. Sie halten mehr aus und es gibt weniger knochenbedingte Beschwerden. Durch Calcium und Vitamin D in der Nahrung kann die Knochenmasse sogar innerhalb des normalen Rahmens ein wenig zunehmen. Aber müssten dann nicht alle fitten, gesunden Menschen eigentlich immer dicker werden, wenn sie ihrer Knochenmasse so viel Gutes tun?

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