Sport und Schwangerschaft: Was du bei deiner sportlichen Aktivitätenplanung beachten solltest, wenn du schwanger bist, verrät dir Andrea in einer lockeren kleinen Talkrunde mit Alex.
Sport und Schwangerschaft: Das gilt es zu beachten
In der Schwangerschaft hat jeder eine kluge Meinung zu verkünden und jeder scheint alles besser zu wissen als die Schwangere selbst. Bloß kein Alkohol mehr, roher Fisch und rohe Eier sind auch tabu, und wenn sich die werdende Mama traut, auch nur einen sehnsüchtigen Blick ins Fitnessstudio zu werfen, wird sie mit schlauen Ratschlägen nur so bombardiert, die ihr davon abraten. Einige dieser Tipps haben einen wahren Kern, doch wie ist es wirklich mit Sport und Schwangerschaft? Was darf eine Schwangere, was nicht? Sport und Schwangerschaft schließen einander also nicht zwangsläufig aus.
Nur noch auf der faulen Haut liegen sollte keine Schwangere – es sei denn, es handelt sich um eine ausdrückliche ärztliche Anweisung zum Schutz von Mutter und Kind. Im Regelfall aber führt zu wenig Bewegung in der Schwangerschaft zu dem, was es schon vorher gebracht hat: Übergewicht. Sport und Schwangerschaft sind deswegen nicht grundsätzlich verkehrt, allerdings muss die Anstrengung den körperlichen Voraussetzungen der werdenden Mutter angepasst werden. War sie vorher schon topfit, kann sie sich natürlich noch mehr zumuten als eine Frau, die in der Schwangerschaft mit dem Sport anfängt. Gewisse Sportarten sind in den besonderen 9 Monaten nicht mehr zu empfehlen, da sie zu gefährlich sind. Dazu zählen alle Extremsportarten, aber auch Boxen oder Reiten, bei denen unabhängig von Fitness und Können ein höheres Verletzungsrisiko besteht. Auch sollte eine Schwangere nicht während der Schwangerschaft eine anspruchsvolle und herausfordernde Sportart beginnen, da der Körper anders Ausdauer aufbaut als zuvor und die Belastung Mutter und Kind möglicherweise nicht gut tut.
Sport und Schwangerschaft: Welche Rolle spielt Gewohnheit?
Es gibt sie tatsächlich, die schwangeren Frauen, die es schaffen, bis in den neunten Monat hinein noch Fitness zu betreiben. Sie erregen immer wieder Aufschreie des Unverständnisses (und des Neides) in den sozialen Netzwerken. Es mag sehr ungewöhnlich sein, eine Frau zu erleben, die Sport und Schwangerschaft so gut unter einen Hut bringt und selbst so kurz vor der Geburt noch topfit und muskulös wirkt. Allerdings waren all diese Frauen vorher schon genauso topfit und haben während der 9 Monate lediglich ihr gewohntes Programm weiter betrieben. Eine geübte Joggerin, die schon seit Wochen ein gewisses Niveau hält und dann schwanger wird, kann ohne Probleme so lange weiter joggen, wie es ihr damit gut geht und der Gynäkologe nichts anderes sagt. Sport und Schwangerschaft passen gut zusammen, wenn eine werdende Mutter den Sport auf dem bisherigen Niveau weiter betreibt, ohne aber zu versuchen, das nächste Level zu erklimmen. Während einer Schwangerschaft baut der Körper anders Muskelmasse auf als vorher und entwickelt auch seine Ausdauer etwas anders, zudem ist das Immunsystem schwächer und der Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen höher. All das verhindert zwar nicht, dass eine Schwangere so fit bleibt, wie sie ist, doch für die nächste Medaille ist auch nach der Geburt noch genug Zeit.
Sport und Schwangerschaft – jetzt noch anfangen?
Wer eine Sportart neu beginnen will, wird schnell auf die Frage stoßen: “Was ist Superkompensation?” Sie ist der Weg zum sportlichen Erfolg, denn der Gedanke der Superkompensation besagt, dass sich der Körper nach einer sportlichen Belastung nicht nur erholt, sondern mehr Leistungsfähigkeit aufbaut, als er vorher hatte. Durch die veränderten körperlichen Voraussetzungen verläuft sie allerdings anders, als bei einer nicht schwangeren Frau, doch ist sie gerade zu Beginn einer Sportart sehr wichtig. Es empfiehlt sich aufgrund dieses Mechanismus eher nicht, intensiv mit einer neuen Sportart zu beginnen. Sportverletzungen werden wahrscheinlicher, noch dazu dürfen während der Schwangerschaft nicht alle Medikamente verschrieben werden.
Was sollte bei Sport und Schwangerschaft vermieden werden?
Beim Sport während der schönsten 9 Monate des Lebens kann nicht mehr bedenkenlos jede Bewegung ausgeführt werden. Je runder und schwerer der Bauch wird, desto stärker ist die Belastung für den Körper. Kurz vor der Geburt kann sogar jede falsche Bewegung zur Einleitung der Geburt führen, auch wenn das gerade im letzten Schwangerschaftsmonat gar nicht mehr schlimm wäre. Sportverletzungen werden wahrscheinlicher und die körperlichen Beschwerden mit zunehmendem Schwangerschaftsmonat intensiver, sodass die Frau sicherlich gar nicht mehr alles mitmachen möchte. Bewegungen, bei denen die Bauchmuskulatur gebraucht wird, sollten ab dem zweiten Trimester nicht mehr gemacht werden. Sobald sie sich unangenehm anfühlen oder mit extremer Anstrengung verbunden sind, sollte die Frau sie bleiben lassen. Bewegungen, bei denen sie die Beine breit spreizen muss, können ab dem dritten Trimester unangenehm werden. Bücken sollte sie sich ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel nicht mehr, zumindest nicht allzu tief. Die Rückenmuskulatur, Nacken, Arme und Beine dürfen dagegen fast wie gewohnt weiter trainiert werden – das hat sogar positive Auswirkungen, solange die werdende Mutter den Sport als angenehm empfindet und ihr nichts wehtut.
Was tun bei Schmerzen und Beschwerden?
Muskelkater ist eine normale Erscheinung beim Sport und kann natürlich auch bei schwangeren Frauen vorkommen. Während der Schwangerschaft kann es sein, dass sie diese Beschwerden als unangenehmer empfinden, da sie empfänglicher für körperliche Beschwerden sind. Wärme kann ein gutes, sofort wirksames Schmerzmittel sein, eine Wärmflasche sollte lediglich nicht direkt auf den Babybauch gelegt werden. Wärmepflaster leisten ebenfalls gute Dienste. Schmerzmittel sollten allerdings nur in Absprache mit dem Gynäkologen genommen werden, selbst wenn der Beipackzettel suggeriert, dass sie harmlos sind. Solange es sich “nur” um Muskelkater handelt, ist alles in Ordnung – er ist normal und auch während einer Schwangerschaft unbedenklich. Entstehen daraus aber echte Schmerzen, sollte sich die Frau an den Arzt wenden. Tut es beim Auftreten oder bei Belastung eines Körperteils ungewohnt weh, kann es sich um eine Sportverletzung handeln. Aufgrund der ohnehin hohen Belastung des Körpers während der Schwangerschaft müssen Sportverletzungen grundsätzlich richtig behandelt werden, um Folgeschäden zu verhindern.
Sport und Schwangerschaft: Andrea stellt sich den Fragen zu diesem Thema
Ich hätte mir keinen besseren Gesprächspartner für dieses Thema wünschen können, als Andrea. Andrea ist 37 Jahre alt, war während der Videoaufnahme in der 27. Schwangerschaftswoche und ist darüber hinaus Diplomsportwissenschatlerin. Sie ist begeisterte Freizeitsportlerin, kann aber auch auf viele Jahre leistungsorientiertes Turnen zurückblicken.
Gespräch mit Andrea im Video
Am besten schaust du dir das Video direkt mal an. Offen und mit viel Know How, aber auch mit viel Herz und Humor stellt sich Andrea meinen Fragen.