Im Gegensatz zur Lunge (Aufgaben der Lunge) oder dem Herzen (Das Herz: Aufgabe und Aufbau) ist vielen die Aufgabe der Milz nicht bekannt. Dabei ist sie ein wichtiger Teil des Immunsystems und trägt zur Filterung unseres Blutes bei. Trotzdem ist sie kein lebenswichtiges Organ. Lies hier mehr über die Funktion der Milz.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines zur Milz
Die Milz wird auch als Splen oder Lien bezeichnet. Mit über einem Drittel des lymphatischen Gewebes ist sie das größte aller lymphatischen Organe im menschlichen Körper. Als lymphatische Organe werden die Organe bezeichnet, die in irgendeiner Form mit der Bildung oder Entwicklung von Lymphozyten zu tun haben. Bei diesen handelt es sich um einen wichtigen Bestandteil des Immunsystems. Die Milz ist im Gegensatz zum Lymphknoten jedoch nicht in die Lymphbahn, sondern den Blutkreislauf angeschlossen.
Die Milz hat die Form einer Kaffeebohne und befindet sich im Oberbauch. Sie wird ungefähr 13 Zentimeter lang, 8 Zentimeter breit und 3 bis 4 Zentimeter hoch. Eine gesunde Milz ohne Blut darin, hat in etwa ein Gewicht von 150 bis 200 Gramm.
Das eigentliche Gewebe der Milz wird als Pulpa bezeichnet, welche in rote und weiße Pulpa aufgeteilt wird. Dieses Gewebe wird von einer geflechtartigen Bindegewebskapsel umschlossen. Von dieser ziehen sich sogenannte Trabekel in die Milz hinein. Bei den Trabekeln handelt es sich um Bindegewebsbalken. Dadurch entsteht eine dreidimensionale Hülle, die die Pulpa umgibt.
Die rote Pulpa macht einen Großteil der Milz aus. Sie wird von zahlreichen Sinussen durchzogen, bei denen es sich um Bluträume handelt. Diese sind für die rote Farbe verantwortlich. Die weiße Pulpa stellt nur etwa 15 % der Milz und wird aus lymphatischem Gewebe gebildet. Sie breitet sich an den arteriellen Gefäßen in der Milz aus.
Der Großteil aller Menschen besitzt nur eine einzige Milz. Allerdings hat etwa jeder fünfte Mensch noch eine oder mehrere weitere Milzen. Diese haben einen kleineren Umfang als die Hauptmilz und werden auch als akzessorische Milzen oder Nebenmilzen bezeichnet.
Die Aufgabe der Milz
Die Milz spielt unter anderem eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr und der Blutreinigung. Trotzdem zählt sie nicht zu den lebenswichtigen Organen, da ihre Aufgaben nach Entfernung auch von anderen Organen übernommen werden können.
Immunsystem
Die Milz übernimmt eine wichtige Aufgabe innerhalb des Immunsystems. Denn sie trägt sowohl zur Bildung als auch zur Reifung und Speicherung der Lymphozyten bei. Dabei handelt es sich um eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen. Diese sind ein essenzieller Teil des Immunsystems, da sie Krankheitserreger abwehren. Zusätzlich ist die Milz für die Produktion der sogenannten Makrophagen zuständig. Diese werden auch als Fresszellen bezeichnet und sind ein weiterer Teil der Abwehr des Immunsystems.
Diese von der Milz produzierten Lymphozyten können in die T- und B-Lymphozyten unterteilt werden. Die T-Lymphozyten bilden gemeinsam mit den sogenannten dendritischen Zellen die periarteriellen Lymphscheiden (PALS) um kleine arterielle Gefäße in der Milz. Die B-Lymphozyten ordnen sich auf der PALS als die lymphatischen Follikel an. Gemeinsam bilden diese Follikel mit der PALS die weiße Pulpa der Milz.
Die dendritischen Zellen sind für die Überwachung des Blutes in der Milz zuständig. Dort suchen sie nach den sogenannten Antigenen, wobei es sich beispielsweise um Partikel von Krankheitserregern handelt. Finden sie solche Antigene, nehmen die dendritischen Zellen diese auf und präsentieren sie an ihre Oberfläche. Das führt zu einer Kettenreaktion, bei der zuerst die T-Lymphozyten aktiviert werden, welche anschließend die B-Lymphozyten aktivieren. Daraufhin folgt eine starke Vermehrung der B-Lymphozyten, welche anschließend in Plasmazellen umgewandelt werden. Die Plasmazellen beginnen dann sofort mit der Produktion von Antikörpern gegen die Antigene. Diese Antikörper können an die Antigene binden und machen diese dafür für andere Zellen sichtbar. Die Antigene können dann von anderen Zellen, zum Beispiel den Makrophagen gefressen werden.
Blutreinigung und Blutmauserung
Diese Aufgabe der Milz wird von der roten Pulpa übernommen. Diese bekommt ihre Farbe durch die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), welche durch die weitläufigen Sinusse in der Milz fließen. Dort sollen alte Blutzellen identifiziert und abgebaut werden. Insgesamt verbleiben rote Blutkörperchen etwa 120 Tage im menschlichen Blut. Währenddessen werden sie regelmäßig einer sogenannten Blutmauserung in der Milz unterzogen. Dabei werden alte und nicht mehr funktionierende Blutkörperchen herausgefiltert und anschließend in ihre Bruchstücke zerlegt. Hier kommen dann wieder die Makrophagen zum Einsatz, welche die Bruchstücke in den Sinusräumen der Milz abbauen. Zusätzlich können die Makrophagen auch andere Elemente aus dem Blut entfernen und diese entsorgen. Dabei kann es sich zum Beispiel um Blutplättchen (Thrombozyten), aber auch Bakterien, Tumorzellen oder winzige Blutgerinnsel handeln.
Das Blut wird jedoch nicht nur in der Milz gereinigt, sondern nach dem gleichen Prinzip auch in der Leber und im Knochenmark.
Blutspeicherung
Eine zusätzliche Aufgabe der Milz ist die Bereithaltung eines Vorrats an wichtigen Blutzellen. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus weißen und roten Blutkörperchen, sowie Blutplättchen. Diese wird im Bedarfsfall in den Kreislauf eingespeist. Das kann beispielsweise bei großer körperlicher Anstrengung oder einer Blutung im menschlichen Körper der Fall sein.
Allerdings kann die menschliche Milz sich im Gegensatz zu der von anderen Lebewesen wie Hunden und Katzen nicht schnell zusammenziehen. Da der menschlichen Milz die glatte Muskulatur fehlt, kann sie eine größere Menge Blut nicht auf schnellem Weg in den Kreislauf befördern.
Blutbildung
Die Milz ist außerdem vor der Geburt an der Bildung des menschlichen Blutes (Hämatopoese) beteiligt. Während der fetalen Phase bildet die Milz das Blut des Ungeborenen. Diese Funktion erlischt nach der Geburt.
Probleme der Milz
Wie jedes andere Organ des menschlichen Körpers kann auch die Milz von Problemen betroffen sein. Dann ist sie meist vergrößert und kann unterhalb des linken Rippenbogens ertastet werden. Das ist im gesunden Zustand nicht möglich. Die wichtigsten Erkrankungen der Milz sind:
- Hypersplenismus (Überfunktion der Milz): Es werden vermehrt Blutzellen abgebaut, was in einem Mangel dieser im Körper führt.
- Hyposplenismus (Unterfunktion der Milz): Eine Unterfunktion wirkt sich insbesondere bei Kindern und Jugendlichen auf das Immunsystem aus.
- Splenomegalie (Milzschwellung): Diese wird häufig durch eine Infektion oder Leukämie ausgelöst. Sie kann sowohl zu Hypersplenismus als auch Hyposplenismus führen.
- Asplenie (fehlende Organfunktion): Dies kann sowohl angeboren als auch erworben sein, beispielsweise bei einer Entfernung der Milz. Außerdem kann es durch verschiedene Erkrankungen zu einem Komplettausfall kommen.
- Milzstau: Hierbei staut sich aufgrund einer Leberzirrhose oder einer Rechtsherzinsuffizienz das Blut in der Milz.
- Milzinfarkt: Durch einen Verschluss der zur Milz führenden Arterie kommt es zu sterbendem Gewebe in der Milz.
- Milzzysten: Bei diesen handelt es sich um mit Flüssigkeit gefüllte Kapseln, die sich in oder am Organ befinden.
- Milzabszess: Damit wird ein mit Eiter gefüllter Hohlraum bezeichnet, der sich auch in oder am Organ befindet.
- Milzruptur: Damit wird ein Riss in der Milz bezeichnet, der beispielsweise durch ein stumpfes Trauma bei einem Unfall ausgelöst wird. Der Riss kann eine lebensgefährliche Blutung in der Bauchhöhle zur Folge haben.
Die Lebensnotwendigkeit der Milz
Die Aufgabe der Milz ist zwar wichtig, allerdings ist sie insbesondere für Erwachsene nicht lebenswichtig. Es kann beispielsweise durch Verletzungen im Bauchraum zu einem Einreißen des Organs oder einer Ruptur kommen. Da die Milz sehr gut durchblutet wird, kann das zu einem Schock oder sogar einer lebensbedrohlichen Blutung führen. Dann kann es sein, dass die Milz mittels einer Splenektomie komplett entfernt werden muss. Die Aufgaben der Milz können dann von anderen Organen teilweise übernommen werden. So gehen die Funktionen im Immunsystem auf die anderen lymphatischen Organen über. Zu diesen gehören das Knochenmark, der Lymphknoten, der Thymus und die Peyer-Plaques des Dünndarms.
Die blutreinigende und Abbaufunktion wird dann komplett vom roten Knochenmark oder der Leber übernommen, da diese sich auch bei einer intakten Milz zum Teil darum kümmern.
Allerdings kann die Entfernung einige Nachteile für den Betroffenen haben. So sind diese hinterher meist anfälliger für Infekte oder Blutvergiftungen. Außerdem weisen sie ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf bei der Infektion mit speziellen Bakterien. Deshalb bekommen Personen ohne Milz häufig vorbeugend bestimmte Impfungen, beispielsweise gegen Haemophilus influenzae (löst verschiedene Erkrankungen aus), Meningokokken (Erreger von Hirnhautentzündungen) oder Streptococcus pneumoniae (löst häufig Lungenentzündungen aus).