Wer war Joseph Pilates?

Wer war Joseph Pilates?

Wer war Joseph Pilates? Joseph Pilates ist der namensgebende Erfinder der Pilates-Methode. Der deutschstämmige Fitnesstrainer unterrichtete nicht nur in seiner Heimat, sondern auch in England und schließlich in den Vereinigten Staaten, wo er sein Fitnessstudio eröffnete. Hier erlangte seine Lehren von einer ganzheitlichen Trainingsmethode zu großer Berühmtheit.

Wer war Joseph Pilates? Steckbrief

Joseph Pilates wurde am 9. Dezember 1883 in Mönchengladbach geboren. Damals hieß die Stadt M.Gladbach. Sein Vater war ein Schlossergeselle und seine Mutter eine Fabrikarbeiterin. Beide Eltern waren preußisch, jedoch katholischen Glaubens. Der Name der Familie leitete sich von dem Pilates-Gut ab.

Sein Vater war ebenfalls ein erfolgreicher Turner und seine Mutter interessierte sich für die Naturwissenschaften. Joseph war das zweitälteste Kind der Familie und litt an Asthma, Rachitis und rheumatischem Fieber. Davon ließ der junge Joseph sich jedoch nicht unterkriegen. Er beschäftigte sich mit Sport, um seinen Gesundheitszustand zu verbessern. Auch der Körper und die Anatomie des Menschen interessierten ihn.

1890 nahm ihn sein Vater Friedrich mit in den Turnverein, wo Joseph das Boxen lernte. Damit machte Joseph Pilates Bekanntschaft mit der Turnbewegung, die vom Turnvater Friedrich Ludwig Jahn ins Leben gerufen wurde. Zu diesem Zeitpunkt war der Boxsport in Preußen offiziell verboten. In den nachfolgenden Jahren beschäftigte er sich mit verschiedenen Trainingsmethoden. Darunter nicht nur europäische, sondern auch fernöstliche Methoden zur Stärkung des Körpers und Verbesserung der Fitness. Er beschäftigte sich intensiv mit der Bewegungslehre und übte das Turnen, die Gymnastik, Bodybuilding, Schwimmen und das Skifahren. Außerdem ließ er noch die Methoden des Yoga und der Zen-Meditation in sein Training einfließen. Diese frühen Einflüsse spielen auch später in seiner Lehre eine wichtige Rolle. Schließlich war er so fit, dass er Modell für Anatomie-Tafeln stand und sich damit etwas Geld verdiente.

In diesem Beitrag erfährst Du, was der Unterschied zwischen Yoga und Pilates ist:

Und was solltest Du nun bevorzugen?

Mit 16 Jahren zog Joseph nach Neuwerk. Hier machte er eine Lehre zum Bierbrauer. 1905 zog Joseph Pilates nach Gelsenkirchen und heiratete hier Maria Tüttman. Die hatte bereits einen anderthalb Jahre alten Sohn namens Wilhelm. 1908 wurde ihr gemeinsamer Sohn Hans Heinrich geboren, der ein Jahr darauf im Alter von 10 Monaten verstarb. 1913 sollte auch seine Frau Maria Pilates sterben.

Im Jahr 1912 zog es Joseph Pilates nach England. Der genaue Zeitpunkt lässt sich nicht ermitteln, da er illegal auf die Insel einreiste. In Blackpool verdiente er nach eigenen Angaben sein Geld als Boxer, Zirkusartist und Selbstverteidigungslehrer. So soll er auch die Beamten des Scotland Yard in der Selbstverteidigung trainiert haben. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, traf ihn ein weiterer Schicksalsschlag, den er mit Bravour meisterte. Er wurde als Deutscher und feindlicher Ausländer interniert und in ein Lager in Lancaster gebracht. 1915 erfolgte die Verlegung in das größte Internierungslager Großbritanniens, „Knockaloe“ auf der Isle of Man. Während der Haft studierte er die Bewegungen von Katzen und unterwies seine Mitgefangenen. Aus den wenigen Mitteln, die sie besaßen, fertigten sie Trainingsgeräte an. Gleichzeitig entwickelte er eigene Übungen. 1917 leitete er ein Boxturnier und trat bei einer Varietévorstellung auf, bei der er Gleichgewichtsübungen und Kraftakte vorführte. 1918 brach im Lager eine Grippepandemie aus. Man sagte, dass die Gefangenen, die mit ihm trainierten, diese Krankheitswelle besser überstanden hatten als die meisten anderen. In dieser Zeit entwickelte er das Konzept eines ganzheitlichen Körpertrainings, welches er „Contrology“ nannte. Sein Ziel war es, Körper und Geist gleichmäßig zu entwickeln und dadurch die eigene Vitalität zu beleben. Sein Trainingsprogramm wird auch als „intelligentes Training“ bezeichnet.

Im Jahr 1919 durfte er das Lager verlassen und kehrte nach Deutschland zurück. In Gelsenkirchen eröffnete er eine Boxschule und heiratete die Witwe Elfriede Lattemann. Außerdem arbeitete er mit den wichtigsten Vertretern der Bewegungslehre zusammen.

In den darauffolgenden Jahren beschäftigte er sich immer mehr mit dem Boxsport. Neben seiner Tätigkeit als Boxlehrer stieg Joseph Pilates auch selbst in den Ring. 1920 wird er zum Sportwart des Westdeutschen Amateurboxverbandes gewählt. Zwei Jahre später, im Januar 1922, erfolgte der Ausschluss aus dem Verband, da er seine Karriere als Profiboxer nicht an den Nagel hängen wollte. Im selben Jahr reichte er sein erstes Patent ein. 1923 zog Joseph nach Hamburg, ohne seine Familie. Dort trainierte er die Ordnungspolizei bei der Selbstverteidigung und half Patienten bei der Rehabilitation. 1924 reichte er das Patent zu seinem „Reformer“ ein, das zu diesem Zeitpunkt noch „Körperübungsgerät“ genannt wurde. Während seines Lebens erfand Pilates über 20 Geräte und 500 Übungen.

Joseph Pilates Weg in die USA

1925 begann für Joseph ein neues Kapitel in seinem Leben: Er reiste zum ersten Mal in die Vereinigten Staaten. Damit folgte er seinem jüngeren Bruder Fritz Pilates (in den USA: Fred Pilates). Joseph wanderte im April 1926 endgültig aus und verließ Deutschland für immer. Seine Familie ließ er in Gelsenkirchen zurück. Die Scheidung erfolgte erst 1930. Zwei Jahre später starb seine Frau Elfriede. Auf der Schifffahrt in die USA lernte Joseph Pilates die Krankenschwester Clara Zeuner kennen. Sie sollten bis zum Ende ihres Lebens ein Paar bleiben.

Sein Ziel war es, sein Körpertraining auch bei den Tänzern in New York bekanntzumachen. Das von ihm entwickelte Training erfreute sich mittlerweile in der deutschen Ballettszene großer Beliebtheit. Joseph und Clara richteten sich ein neues Fitnessstudio in der Eighth Avenue 939 ein, im selben Gebäude, in dem sich auch das New York City Ballett befand. Der Boxer Nat Fleischer, den Joseph schon ein paar Jahre zuvor kennengelernt hatte, half ihm dabei, Klienten zu finden. Unter dem Einfluss von Claras Ausbildung als Krankenschwester entwickelte sich Josephs Training zunehmend in eine rehabilitative Richtung.

Im Jahr 1929 kam Ruth St. Denis, eine bekannte Tänzerin in sein Studio. Sie litt unter einer Knieverletzung. Josephs Training half ihr und sie warb in der New Yorker Tanzszene für sein Studio. Seine Bekanntheit wuchs stetig. 1934 wurde er und sein Studio erstmals in der Presse erwähnt. Im selben Jahr gab er eine Broschüre heraus. In „Your Health“ erklärt er die Vorteile seiner Methode. 1935 wurde Joseph Pilates offiziell amerikanischer Staatsbürger. Seit 1938 arbeitete er eng mit der Tänzerin und Choreografin Hanya Holm und dem Mitbegründer des New York City Ballett, George Balanchine, zusammen. 1942 unterrichtete er zum ersten Mal eine ganze Tanzschule, die Tanz-Sommerschule Jacob’s Pillow. Der Pionier des Modern-Dance, Ted Shawn, lud ihn dazu ein.

1945 erschien sein Buch „Return to Life through Contrology“. Darin sind genaue Anleitungen für seine Mattenübungen enthalten, mit Fotos des Modefotografen George Hoyningen-Huene, der ebenfalls ein Kunde in Pilates’ Studio war. 1955 half er der Eve Gentry bei der Rehabilitation. Bei einer Brustkrebsoperation wurde der Tänzerin der Brustmuskel entnommen, doch nach einem Jahr war sie wieder in der Lage, den Arm zu bewegen. Außerdem zeigten sich einige Krankenhäuser an seiner Rehabilitationsmethode interessiert. Da er allerdings keine fachlichen Qualifikationen vorweisen konnte, kam es zu keiner Zusammenarbeit.

Von da an stieg das mediale Interesse an dem Trainingsprogramm von Joseph Pilates. Unter anderem erscheint er im Dance Magazine und in der Sports Illustrated. 1966 und 1967 unterrichtete er Lolita San Miguel und Kathy Grant in seiner Methode. Tatsächlich sind sie die beiden einzigen von ihm zertifizierten Trainer, wobei auch Clara sein Studio und seine Lehren nach seinem Tod fortführte. Am 9. Oktober 1967 starb Joseph Pilates verbittert an einem Lungenemphysem. Sein Trainingsprogramm war zu seinen Lebzeiten nicht der große Erfolg beschieden, den er erhofft hatte. Viele seiner Schüler gründeten eigene Studios und verbreiteten seine Lehren. Erst in den 90er Jahren setzte der weltweite Erfolg ein, als Stars wie Madonna von Pilates’ Trainingsmethode positiv berichteten.

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